|
Der FC Schalke wird Deutscher Meister und
wir holen den Pokal. Nach dem Achtelfinal-Sieg gegen den großen
Berliner Sport Club, besser bekannt als Big City Club, war jeder
Schalker hochmotiviert beide Titel in die Stadt der 1000 Feuer
zu holen. In der Liga alles aus dem Weg räumen und im Pokal die
fehlenden drei Siege bis zum Triumph einfahren. Soweit die
Gedanken. Hinterher ist man immer klüger und so holte der S04 im
Februar ganze zwei Punkte aus vier Ligaspielen bei einem
erschreckenden Torverhältnis von 1:9. Im Pokal zog man den Zonk
in Form des FC Bayern. Den Münchnern will man am besten gar
nicht und wenn, dann erst im Finale begegnen. Immerhin gab es
ein Heimspiel, was die Hoffnung jedoch nicht sonderlich
entfachte. Zu unterschiedlich war das Selbstbewusstsein, zu
unterschiedlich die Ausgangssituation. Alex, Tacki und ich
wagten es trotzdem und trafen uns auf dem Arena-Parkplatz mit
Jordan auf ein kurzes Vorgeplänkel mit Knackwurst und Bier.
Irgendwann waren wir die letzten auf dem Parkplatz und machten
uns langsam auf den kurzen Fußweg zur Arena, auf dem wir Stevie
einsammelten. Die Kurve war an diesem Dienstagabend erschreckend
leer und offenbarte Lücken, die man so nicht kennt. Scheinbar
packte auch so manchen Schalker die akute Corona-Angst.
Vielleicht ist jedoch auch einfach die sportliche Situation in
den Augen einiger noch grottiger als ich sie darstelle.
Ich erwartete hier ein Schlachtefest. Einen
kurzen Prozess des amtierenden und vermutlich kommenden
Deutschen Meisters. Ein frühes Tor hätte uns dementsprechend
wenig gewundert. Für die Verhinderung dieses Umstandes
installierte Trainer Wagner endlich Markus Schubert im Schalker
Kasten und setzte Nübel auf die Bank. Der Neu-Bayer wagte sich
beim Einlaufen nach seinen Slapstick-Einlagen der vergangenen
Wochen glücklicherweise nicht in die Kurve. Sein noch etwas
sympathischeres Idol im Kasten der Bayern wurde ebenfalls
bestens in seiner Heimat empfangen. Wenn man in „seiner“ Stadt
aus tausenden Kehlen ausgepfiffen und beschimpft wird hat man es
geschafft. Dafür ging der gute Manu hier als haushoher Favorit
ins Spiel. Somit musste man sich dann schon die Augen reiben,
als die Knappen zu einigen Torchancen kamen. Die Rumpftruppe um
Gangster-Burgi (nur echt mit Schnäuzer!) in der Spitze hätte
durchaus in Führung gehen können. Unser Stürmer traf zuerst die
Latte und erzielte später ein für mich reguläres Abseits-Tor.
Die lieben Bayern und ihr Kooperationspartner aus der
Otto-Fleck-Schneise wussten das jedoch zu verhindern.
Da passt es doch besser ins Bild, wenn der
Superstar der „Mannschaft“, Joshua Kimmich, standesgemäß nach 40
Minuten für den FCB trifft. Applaus, Applaus, der große FC
Bayern marschiert. Zum Glück konnte man die „mitgereisten“ Fans
der Münchner nur sehen und nicht hören. Leider war die Phase vor
der Halbzeit die schwächste der Königsblauen an diesem Tag und
hatte den überflüssigen Gegentreffer zur Folge. Nach der Pause
waren es wieder die Hausherren, die um einen Treffer bemüht
waren. Coach Wagner wechselte jedoch mal wieder etwas zu spät
durch und verkürzte die mögliche Schlussoffensive unnötig. Für
Ramans unglücklichen Abschluss nach feiner Matondo-Vorarbeit
konnte der Trainer natürlich nichts. Der Ball will beim S04
derzeit einfach nicht ins Tor. Immer wieder wurde es in der
Donnerhalle richtig lauf und trotzdem sollte es am Ende nicht
reichen. Trotz 80 Prozent Ballbesitz und drölfzehn Ecken der
Bayern fühlte es sich so an, als wäre hier mehr drin gewesen.
Zumindest blieb die zu erwartende Schmach aus und die Knappen
zeigten endlich eine Leistung auf die man bauen kann.
|
|