|  | Während sich die deutsche Hopper-Elite 
				vorwiegend in Tschechien oder im Kreispokal herumtreib, tourte 
				ich weiterhin durch Litauen. Hier gab es zwar keine Fettwurst 
				und auch kein 50-Cent-Pivo, dafür durfte ich zwei Stunden durchs 
				litauische Hinterland gurken. Von Klaipeda ging es bis kurz vor 
				Kaunas, wo ich mir das neunte Fort als Zwischenziel ausgemacht 
				hatte. Die gut erhaltene ehemalige Festungsanlage, die während 
				und nach dem zweiten Weltkrieg eine traurige Geschichte 
				durchlebte, ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Bei bestem 
				Sommerwetter führte mich die nächste Etappe in das Herz der 
				zweitgrößten Stadt des Landes. Hier parkte ich mein Auto in 
				einer mir bereits bekannten Gegend und zugleich direkt am 
				vermeintlichen Spielort. Ich hatte noch reichlich Zeit und 
				nutzte diese, um mir in der Nähe ein IPA und einen Burger zu 
				gönnen. Als ich eine knappe Stunde vor Spielbeginn erneut am 
				Stadion auftauchte, war etwas faul. Hier bewegte sich nichts und 
				ich hatte bei der Analyse der spärlichen Quellen aufs falsche 
				Pferd gesetzt. Nach einer kurzen Google-Recherche fand ich eine 
				mögliche Alternative und machte mich auf den zehnminütigen Weg. 
				Glück gehabt, hier herrschte das erwartete muntere Treiben aus 
				Anhängern der Heimelf von Zalgiris und der Gäste aus 
				Marijampole. An diesem Nachmittag stand mit der Partie 
				zwischen dem Ableger des erfolgreichen Basketball-Clubs und 
				derzeitigem Zweitplatzierten der Sechser-Liga sowie dem 
				Tabellenführer und Serienmeister des FK Suduva das absolute 
				Topspiel statt. Schon bei meiner kleinen Foto-Session wurde mir 
				klar, dass sich auf und neben der fünfreihigen Behelfstribüne a) 
				niemand um irgendwelche Abstandsregeln scherte und b) deutlich 
				mehr als die offiziell erlaubten 500 Zuschauer der 
				Kuschel-Session beiwohnten. Dementsprechend hielt ich mich von 
				der Masse fern und suchte mir ein Plätzchen am Spielfeldrand im 
				Schatten eines Flutlichtmastes. Am anderen Ende des Platzes, der 
				dem in der Versenkung verschwundenen Verein SM Tauras gehörte, 
				sammelten sich die Gästefans aus dem Südwesten hinter einer 
				Zaunfahne und unterstützen den Favoriten auch akustisch. Alles 
				war angerichtet für DIE Partie des, mit drei Spielen, 
				überschaubaren Spieltags. Die Fans saßen maskenfrei und eng 
				beieinander auf ihren Plätzen und die Spieler nahmen ihre 
				Formation ein. Es folgte eine zehnminütige Wartezeit, die 
				ich mir absolut nicht erklären konnte. Plötzlich pfiff der 
				Schiedsrichter die Partie an und ich sah hinter mir einen 
				Krankenwagen einparken, dessen Verspätung die Verzögerung zu 
				verantworten hatte. Wirklich entschädigt wurde man für die 
				Warterei nicht. Den einzigen Applaus der Fans verdienten sich 
				die Verteidiger bei ihren zahlreichen tieffliegenden Grätschen 
				und ein leises Stöhnen folgte auf einen heftigen 
				Volley-Bauchtreffer aus kürzester Distanz. Abgesehen vom recht 
				temporeichen Start, waren das die Momente der ersten Halbzeit 
				und zur Pause hieß es somit „nulis nulis“. Auch der zweite 
				Durchgang begann vielversprechend, um danach abermals 
				abzuflachen. Zeit genug für mich die Position zu wechseln und 
				mich zu den Zaungästen auf dem Hügel hinter dem Tore zu 
				gesellen. Hier hatte man eine gute Sicht auf den sich langsam 
				abzeichnenden Sturmlauf der Heimelf. Diese hatte nach einigen 
				Halbchancen Blut geleckt und den Führungstreffer unter den Augen 
				der nun fast verzweifelnden Anhänger mehrfach auf dem Fuß. 
				Mitten in die nun wilden Anfeuerungen der Zalgiris-Anhänger 
				setzte der Spitzenreiter in der Nachspielzeit den Dolch an und 
				stieß zum allgemeinen Leidwesen kräftig zu. 0:1. Abpfiff. 
				Kopfschütteln und Enttäuschung. Für mich ging es jedoch weiter 
				und auf zum 19-Uhr-Spiel in Panevezys. |  |