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Da ich nach meiner kleinen Litauen-Reise
und im Hochsommer weitestgehend auf die Besuche von Testspielen
und Kreisligabegegnungen verzichtete, markierte das Spiel
zwischen dem FC Gießen und Rot-Weiss Koblenz meinen Neustart 2.0
in der weiterhin pandemischen Lage. Der Fußball und vor allem
der Umgang mit (oder eben ohne) Zuschauer ist mittlerweile ein
grenzüberschreitendes Thema und so war ich gespannt, welche
Erfahrungen ich an diesem wunderbar sonnigen Spätsommertag in
Mittelhessen machen würde. Die Gastgeber verkauften im Vorfeld
Online-Tickets für die Partie der Regionalliga Südwest und gaben
mir somit die Sicherheit, nicht umsonst die rund 220 Kilometer
in die Universitätsstadt fahren. Als einer von insgesamt 515
zugelassenen Fans betrat ich das Gießener Waldstadion, dass man
durchaus als soliden Regionalliga-Ground einordnen kann. Das
Hygiene-Konzept schien schlüssig und behinderte meine Freiheit
nicht wirklich. Ich freue mich wenn ich beim Hoppen ein wenig
Ruhe habe und bin wirklich glücklich wenn ich mir dazu noch zwei
äußerst schmackhafte Rindswürste und einen Becher Äppler
reinfahren kann. Somit stimmte der erste Eindruck beim noch
recht jungen Klub, der unter anderem aus dem SC Teutonia
Watzenborn-Steinberg hervorging. Unter diesem Namen besuchten
Fabian und ich die Truppe 2017 mit dem KSV in der alten
Heimspielstätte im benachbarten Wetzlar.
Der Gegner aus dem rheinland-pfälzischen
Koblenz ist ebenfalls keine wirklich große Nummer im
südwestdeutschen Fußball, seit kurzem jedoch das klassenhöchste
Team aus der Stadt an Rhein und Mosel. Während der allseits
bekannte TuS den tiefen Fall aus der zweiten Liga bis in die
Oberliga verkraften muss, zogen die, eigentlich in der
Leichtathletik beheimateten, Rot-Weißen ohne die ganz große
Aufmerksamkeit vorbei. Es erwartete mich ein eher im
Tabellenkeller anzusiedelndes Viertliga-Duell zweier Teams, die
in der abgebrochenen Vorsaison vom Aussetzen der Abstiegsregel
profitierten. Davon war jedoch von Beginn an wenig zu merken und
so bleibt mir dieses Spiel mit Sicherheit nicht negativ in
Erinnerung. Nach 12 Minuten träumten die Hausherren bei einem
erst durch aggressives Pressing der Gäste verursachten Eckball
und bekamen den Ball weder am kurzen, noch am langen Pfosten in
den Griff, sodass das 1:0 für die Gäste konsequenterweise die
digitale Anzeigetafel schmückte. Trotz ausdrücklichem Verbot von
Gästefans keimte natürlich hier und da leiser Jubel auf. Der
Treffer war mehr als verdient und resultierte aus dem
angesprochenen pausenlosen Druck der Koblenzer auf ihre
Gegenspieler. Die Fehler auf Seiten der Heimelf häuften sich,
sodass die ersten „Aufwachen“-Rufe von den Rängen zu vernehmen
waren. Die Gießener waren mit dem knappen Rückstand zur Pause
sehr gut bedient.
Es war ein wildes, ein kurioses Spiel im
Waldstadion zu Gießen. Keine fünf Minuten nach Wiederanpfiff
verschuldeten die Gäste einen unnötigen Eckball. Der schnell
ausgeführte Eckstoß überrumpelte nun die Koblenzer und drei
ungedeckte Angreifer der Hausherren hatten leichtes Spiel – 1:1.
Für das Regionalliga-Schlusslicht der letzten Spielzeit kam es
noch dicker. Abermals unnötig landete ein Pass im Seitenaus und
bescherte den wurfstarken Gastgebern einen von den Zuschauern
eingeklatschten Einwurf. Der Ball flog und sprang durch Straf-
und Fünfmeterraum und landete, nach etwas Stocherei, zur
Gießener Führung im Netz (63.). Die Geschichte war noch nicht zu
Ende und die im ersten Durchgang völlig fahrigen Hausherren
kamen nach einem weiteren Einwurf zum 3:1 (71.). Zwar konnte die
Abwehr hier klären, ohne jedoch mit Hofmanns Sonntagsschuss
gegen den Innenpfosten zu rechnen. In diesem teils harten, aber
meist wirklich flotten Spiel hätte mich eine Aufholjagd der
Gäste wenig gewundert. Es reichte jedoch nur zum
Anschlusstreffer (75.) und für eine verhaltene und somit
ertragslose Schlussoffensive. Ich habe wieder Blut geleckt und
freue mich auf zwei bis drei Spiele am kommenden Wochenende. Auf
die so geliebte Rindswurst muss ich in Velbert, Oberhausen und
Co. jedoch voraussichtlich verzichten.
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