|
Vor dem Hintergrund steigender
Corona-Zahlen und sinkender Achtsamkeit in der Bevölkerung, gilt
es zum Saisonstart 2020/21 so viel Live-Fußball mitzunehmen wie
es geht. Bevor die Schotten wieder dicht gemacht werden. Was bot
sich da besser an, als ein Besuch in einem der rar gesäten
Stadionneubauten in der Region. Gerade als ich dachte, ich hätte
mit der Stippvisite beim Neu-Oberligisten TVD meinen Teil für
Velbert getan, pflanzte sich die SSVg ein neues Domizil in den
Osten der Stadt. Das neue Heim der Spielvereinigung diente
sogleich als Vorverkaufsstelle, an der ich am Montagvormittag
zwei der begehrten Tickets für Daniel und mich ergatterte.
Ebenso wie zur Saisoneröffnung sollte auch die von uns besuchte
Partie gegen Nettetal mit 300 Zuschauern ausverkauft sein.
Daniel und ich fanden uns am Freitagabend knapp eine Stunde vor
Spielbeginn am Stadion ein und enterten zielsicher den
Haupteingang. Von hier aus gelangten wir zwar auf die absolut
regionalligataugliche Haupttribüne, jedoch nicht auf unsere
eigentlichen Plätze auf der Gegengerade. Statt toller Fotos der
Tribüne von der gegenüberliegenden Seite gab es für uns also
bequeme Stadionsitze unter dem Dach und zu unserem Leidwesen
auch unter einem auf Disko eingestellten Lautsprecher. Um uns
herum füllte sich die Tribüne in einem Maß, dass den steigenden
Infektionszahlen in einer Pandemie nicht wirklich Rechnung trug.
Die herumlaufenden Beteiligten trugen zudem nur äußerst
sporadisch die eigentlich vorgeschriebenen Alltagsmasken, sodass
meine interne Corona-Ampel in Velbert orange aufleuchtete.
Da Daniel und ich uns zum letzten Mal vor
dem Corona-Ausbruch in Deutschland trafen, hatten wir uns viel
zu erzählen und brüllten uns, im Kampf gegen die Soundanlage,
gen Anpfiff. Der Stadionneubau ist ein Indiz für die Ambitionen
der SSVg, die sich auf lange sich in der Regionalliga West sieht
und somit als klarer Favorit in das Duell mit den Unionern aus
Nettetal ging. Nach zwei Siegen aus den ersten beiden Spielen,
machten die Hausherren da weiter, wo sie gegen Schonnebeck (1:0)
und in Hilden (5:1) aufgehört hatten. Nach sechs Minuten
bescherten ein schnörkelloser und ansehnlich per langem Bein
abgeschlossener Angriff den Hausherren die frühe Führung. Das
Spiel pendelte sich nun ein wenig ein, sodass beide Mannschaften
ihre Spielanteile hatten, ohne zu weiteren Großchancen zu
kommen. Zeit genug also, seinen Blick über die Tribüne schweifen
zu lassen. Hier und da erkannte man einige von Instagram
bekannte Hopper-Nasen, die sich zumeist standesgemäß fast
ausschließlich mit ihrem mobilen Endgerät auseinandersetzten.
Immerhin trug man seine szenetypische Kleidung in der beinharten
Oberliga Niederrhein stolz zur Schau. Weiter so.
Auf dem Rasen ging es dann in der zweiten
Halbzeit richtig rund. Trotzdem verpassten einige Sitznachbarn
das 2:0 der Velberter, da sie sich mehr mit der sich anbahnenden
Klatsche des S04 in München beschäftigten. Der Kopfballtreffer
selbst war eine Augenweide und abermals toll herausgespielt
(51.). Es folgte eine starke Phase der Gäste und eine zunehmende
Wut beider Seiten auf das wirklich wenig überzeugende
Schiedsrichtergespann. Ein wohl diskussionswürdiger
Foulelfmeter, am von uns aus anderen Ende des Platzes, brachte
dem SC Union den mittlerweile verdienten Anschlusstreffer (70.).
Wenig später kam die Aufholjagd dann durch eine rote Karte in
Folge eines überharten und wohl auch frustrierten Einsteigens
ins Stocken. Die Meinung beider Trainer, dass der Platzverweis
überzogen war, teile ich indes nicht. Und ich bin diesbezüglich
kein Kind von Traurigkeit. Die Zurufe von außen nahmen nun zu
und die Leistung des Referees wurde nicht wirklich souveräner.
So sah der Gute sich gezwungen, Velberts Physio mit der
Ampelkarte zu uns auf die Tribüne zu schicken. Sein Ausspruch:
„Als Spieler bin ich nie vom Platz geflogen und als Physio
schaff ichs“ sollte mir in Erinnerung bleiben. Auch ohne ihn
hatte seine Truppe mittlerweile leichtes Spiel und nutzte einen
Torwartpatzer in der 81. Minute für den Treffer zum 3:1 und
somit auch für die Entscheidung. Ein unterhaltsamer
Fußballabend, der mich vor der Liveübertragung der Schalker
Klatsche bei den Bayern bewahrte. Danke dafür!
|
|