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Nach drei Spielen am vergangenen Wochenende
nutzte ich die Gunst der Stunde und nahm unter der Woche eine
der vielen Oberliga-Partien im Westen in meine Planungen auf.
Die aufgrund des ausgesetzten Abstiegs prall gefüllten
Amateurspielklassen dürfen in dieser Spielzeit die ein oder
andere englische Woche bestreiten und blicken auf einen nicht
nur umjubelten pickepackevollen Spielplan. Für die DJK Teutonia
St. Tönis aus dem Kreis Viersen, die im Sommer in die Oberliga
Niederrhein aufstieg, stand an diesem Donnerstagabend das Duell
mit der etablierten TSV Meerbusch auf dem Programm. Da die
Teutonen erstmals fünftklassig kicken, kannte ich den Ground
noch nicht und erfreute mich an der kurzen und unkomplizierten
Anreise. Zudem erwartete ich mit Spannung den Auftritt des
Neulings, der in den bisherigen beiden Spielen der noch jungen
Saison knappe Siege gegen Ratingen und TuRU verbuchen konnte.
Somit sind die Grün-Gelben eine der Überraschungen der Liga und
gehen keineswegs als Underdog in die Partie gegen den
Tabellensechsten der abgebrochenen Vorsaison. Die Elf von
Ex-Profi Kastrati (u.a. Mönchengladbach, Düsseldorf und Dresden)
scheint die Nachbarschaft zu begeistern, sodass man auch im
zweiten Oberliga-Heimspiel mit 300 Zuschauern
„Corona-ausverkauft“ vermelden konnte.
Nachdem ich ein wenig durch die kleine
Stadt gegurkt bin, ehe ich den offiziellen Parkplatz entdecken
konnte, holte ich an der Kasse mein per Mail reserviertes Ticket
ab. In der Warteschlange konnte man vor der Vereinskneipe den
betagten Herren beim Boule spielen zusehen, sodass die Zeit
schlussendlich recht schnell verging. Die Jahn-Sportanlage ist
recht weitläufig und konzentriert sich auf das dazugehörige
Stadion, das diesen Namen nicht wirklich verdient hat. Der
Rasenplatz wird von einer Laufbahn und einigen stattlichen
Eichen umrandet. Die Haupttribüne ist eher ein Unterstand und
auch derer benachbarter kleiner Hügel macht nicht wirklich was
her. Im fahlen Scheinwerferlicht beobachtete ich die
Mannschaften beim Warm up und wusste zu diesem Zeitpunkt noch
nicht, dass eben jenes Licht gleich die Hauptrolle einnehmen
würde. Erst die Bemerkung
eines Zuschauers machte mich darauf aufmerksam, dass die
Flutlichter auf der Gegengerade nicht leuchteten. So harrten die
Spieler zur angedachten Anstoßzeit und nach dem aufputschen im
Kreis auf dem Rasen aus und warteten auf das Licht. Der
Stadionsprecher kündigte zu meinem Leidwesen bereits den Umzug
auf den Nebenplatz an, als es langsam aber sicher heller wurde.
Mit zehn Minuten Verspätung konnte die Partie auf dem Hauptplatz
angepfiffen werden. Die Gäste kamen anfangs besser aus der
ungewollten Pause und beschäftigten die Kette der Teutonen
konstant.
Für den frühen Führungstreffer benötigten
die Meerbuscher jedoch die tatkräftige Hilfe des DJK-Schnappers,
der eine harmlose Flanke mehr oder weniger wegfaustete und dem
am Elfmeterpunkt einschussbereiten Emre Geneli leichtes Spiel
ließ (12.). Wenig später hatte ich eine Jubeltraube vor meiner
Nase und machte mich mit dem Anstoß der Hausherren auf den
weiten Weg zum Wurststand. Hier erstand ich, weniger als 30
Minuten nach Anpfiif, ein Bolten Alt aus der Flasche sowie eine
Krakauer ohne Brot. Auf meine Nachfrage wurde ich darauf
verwiesen, dass man ja schon 120 Würste verkauft habe und das
Brot somit aus sei. Eine knappe Viertelstunde vor Spielschluss
bekam ich zudem mit, dass auch die Biervorräte nicht das Ende
der Partie miterleben durften. Irgendwie ist man also trotz der
guten sportlichen Leistungen ein Kreisligist im Pelz eines
Oberligisten. Den sportlichen Status untermauerte die Heimelf
dann mit dem Ausgleichstreffer nach 30 gespielten Minuten. Da
ich zu diesem Zeitpunkt in zweiter Reihe meine Mahlzeit zu mir
nahm, musste ich mir das zweite Tor des Abends nachträglich
erlesen. Eine halbhohe Flanke, die St. Tönies‘ Drubel
verwertete. Der Ausgleich tröstete nicht über das maue Niveau
der Partie hinweg, die mir höchstens aufgrund der
Begleiterscheinungen sowie der vielen Stockfehler und Fehlpässe
in Erinnerung bleiben könnte. Trotzdem bleibt die Teutonia auch
im dritten Spiel in der neuen Liga ungeschlagen. Locker und
lässig getreu dem selbst auferlegten Saisonmotto: „…wir spielen
dann mal Oberliga“ – und das bisher sehr erfolgreich.
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