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Am frühen Donnerstagnachmittag erhielt ich
die Bestätigung - ich hatte ein Ticket für die Bundesligapartie
zwischen Schalke und Bremen am Samstagabend ergattert. Das erste
Mal in der Arena seit dem Corona-Lockdown und dem damit
einhergehenden Zusammenbruch der Schalker Mannschaft. Meine
ersten Gedanken drehten sich darum, ob man in Anbetracht der
sportlichen Lage lachen oder weinen soll. Nach dem 0:8 in
München standen die Chancen schließlich nicht schlecht, auch von
den Krisenkindern aus Bremen abgeschossen zu werden. Trotz
einiger lässiger Sprüche über das Für und Wider freute ich mich
natürlich auf den kastrierten Stadionbesuch mit zumindest gut
10.000 Fans auf dem Berger Feld. Zu diesem Zeitpunkt war bereits
klar, dass ich als kleines Aufwärmprogramm die zuvor im
Parkstadion stattfindende Begegnung der U23 besuchen würde. Ein
Doppler am Berger Feld. Leider wurde daraus nichts. Als ich am
Samstagmorgen aufwachte und aufs Handy guckte, war die
Bundesligapartie bereits zum Geisterspiel auserkoren worden.
Auch in Gelsenkirchen fuhren die Corona-Werte in diesen Tagen
Achterbahn und erreichtem am Samstag durchaus überraschend ein
neues Hoch. Die Einschränkungen betrafen jedoch nicht das
Regionalliga-Duell zwischen Schalkes Amateuren und dem
Aufsteiger aus Straelen, sodass es für mich natürlich trotzdem
gen Gelsenkirchen ging.
Anders als am letzten Wochenende musste man
sich heute keine Gedanken um seinen Sonnenschutz machen und
hatte stattdessen einen Regenschirm im Gepäck. Das Parkstadion
schien sein typisches Wetter aufzubieten, das ich nur noch aus
Erzählungen kenne. Daniel und ich enterten das Stadion und
nahmen abermals am nördlichen Ende der Sitzreihen im Block E
Platz. Ich startete mit einer Mantaplatte und einem
alkoholfreien Veltins in die Partie, die beide Seiten recht
unaufgeregt und verhalten begannen. Schalkes U23 spielte mit den
Profis Becker, Thiaw und Mercan und nahm das Heft in die Hand
ohne wirklich zwingend zu werden. Stattdessen durften wir nach
acht Minuten dem unverdienten Führungstreffer der Gäste aus dem
deutsch-niederländischen Grenzgebiet beiwohnen. Der Aufsteiger,
der bisher aus fünf Spielen lediglich zwei Punkte holen konnte,
profitierte nach einer Standardsituation von einem Schalker
Bein, das einen eigentlich ungefährlichen Ball unhaltbar
abfälschte. Somit rannte Königsblau schon früh in der Partie
einem Rückstand hinterher. Der Rest des ersten Durchgangs sah
phasenweise ganz nett aus, gab aber nicht viel her. Weder die
Jungs aus dem Profikader, noch der vor einer Woche stark
aufspielende Stürmer Schuler konnten dem Spiel ihren Stempel
aufdrücken.
Mit voranschreitender Zeit wurde es auf den
Rängen ungewohnt frisch. Es blieb zwar trocken und trotzdem
schien der Herbst den Sommer nun offiziell abgelöst zu haben.
Die Schalker bemühten sich immerhin, ein kleines Feuer auf dem
Platz zu entfachen. Dieses äußerte sich in der nahezu
durchgängigen Kontrolle des Spiels und einem geduldigen Druck
auf das Tor der in gelb spielenden Gäste. Wahrscheinlich
ermunterte dieser Umstand den Schalker Schnapper dazu, sich im
eigenen Ballbesitz recht weit aus seinem Tor zu wagen. Diese
Spielweise ist natürlich modern und gefragt, aber ebenso
gefährlich. So verloren die Knappen im Mittelfeld unnötig den
Ball und überließen diesen Straelens Ribeiro, der bereits das
0:1 erzielte. Der 30-jährige portugiesische Spielmacher zog aus
dem Mittelkreis ab und der Ball senkte sich zielgenau in den
Kasten (60.). Wie mein viertes Foto zeigt, verweilte Keeper
Thießen zu diesem Zeitpunkt noch am Elfmeterpunkt. Nun war die
Zeit der Schalker Anhänger gekommen. Wie schon in der
Schlussphase gegen Rödinghausen wurde munter Richtung Rasen
gerufen und gepöbelt. Ein Spruch jagte den nächsten und vor
allem die schauspielerischen Einlagen der Gäste wussten zu
begeistern. Das Ganze wurde in der 83. Minute etwas hektischer,
als zwei Schalker Spieler bei einem eigenen Eckball im Strafraum
zu Boden gingen. Der Referee entschied auf Strafstoß. Schalke
erzielte den völlig verdienten Anschlusstreffer und musste sich
schlussendlich trotz Überlegenheit durch die zwei gurkigen
Gegentreffer geschlagen geben.
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