Es war ein langer Anlauf für mein 900.
Spiel. Eigentlich war dieses Zwischenjubiläum bereits für den
Zypern-Urlaub geplant und wäre auf die Erstliga-Partie zwischen
Karmiotissa und Ermis Aradippou in Paphos gefallen. Auch hier
waren jedoch nur vorregistrierte 50 Zuschauer erlaubt und ich
war zu ehrlich um mich trotz mehrfacher Nachfrage als Spieler
der Gäste auszugeben. Andere Hopper wären da sicherlich
„cleverer“ vorgegangen. Eine zweite Möglichkeit sollte sich am
letzten Mittwoch mit der Flutlichtpartie zwischen den
Reserveteams von Schalke und Köln im Parkstadion bieten. An
diesem Abend verhinderte ein Notfall auf der Arbeit meinen
Besuch und so erlebten Andre und Flo den 3:0-Sieg der
Knappenreserve über den Effzeh ohne mich. Dem Ärger zum Trotz
wurde für die nächste Partie der U23 in Lotte geplant. Alex und
ich verbanden die Tour ins Tecklenburger Land mit einem Besuch
der Verwandtschaft und fanden uns kurz vor Spielbeginn in der
Gemeinde am Autobahnkreuz ein. Hier spielten die Sportfreunde
bis 2019 drei Jahre lang drittklassig und machten sich
insbesondere im DFB-Pokal einen Namen. Mit dem Abstieg in die
natürliche Umgebung der Regionalliga wurde der Kader auch
aufgrund finanzieller Zwänge komplett ausgetauscht, sodass vom
Profifußball nur noch das schmucke 10.000er-Stadion bleibt.
Naturgemäß ist Lotte im Herrschaftsgebiet
des VfL Osnabrück kein Zuschauermagnet, was uns bei der
Versorgung mit Eintrittskarten durchaus entgegenkam. So sahen
wir bereits auf dem Parkplatz so einige Kennzeichen aus dem
Ruhrgebiet inklusive der klassischen „04“ am Ende. Im Stadion
selbst erlebten wir dann die für uns bisher umfangreichsten
Einschränkungen in der Corona-Zeit. Die Zuschauer wurden rigoros
mit drei Plätzen Sicherheitsabstand und ohne Berücksichtigung
eines gemeinsamen Wohnsitzes auf der Haupttribüne verteilt. Auch
auf dem Sitzplatz herrschte eine permanente Maskenpflicht, die
von einigen Kettenrauchern und Teetrinkern standesgemäß ad
absurdum geführt wurde. Der fußballerische Abstand zwischen
Lotte und der Schalker Reserve war eher zu Gunsten der Knappen
zu verorten, die sich in der bisherigen Spielzeit überzeugender
präsentierten. Vor allem die Defensive der Fröhling-Elf weiß zu
überzeugen und wollte auch gegen die zumindest heimstarken
Sportfreunde hinten die null stehen lassen. In der ersten
Halbzeit fiel das den Gästen nicht sonderlich schwer. Leider
ging jedoch auch nach vorne nicht wirklich viel, wobei die
Nachbetrachtung da doch eins zwei Situationen hervorzuheben
weiß. So prüfte Kyerewaa nach einer Viertelstunde das Gestänge
des Lotter Gehäuses, ehe Schuler 15 Minuten später
Keeper-Peitzmann unter Druck setzte und fast von dessen
Stolperer profitieren konnte. Trotzdem blieb das Niveau des
Schalker Spiels ohne nennenswerte Unterstützung aus dem
Profikader überschaubar.
Von den Hausherren ging erst nach der Pause
etwas Gefahr aus. Mit einer schmackhaften Mantaplatte im
Anschlag beobachteten wir im Nieselregen eine nun offenere
Partie. Auch auf der Tribüne sorgte der Regen für etwas
Zerstreuung, da die Zuschauer aus den ungeschützten ersten
Reihen nach oben rückten und so die Abstände verringerten. Die
Ordner störten sich daran nicht und so durfte man für seine 20
Euro Eintrittsgeld wenigstens im Trockenen sitzen. Zwischen
beiden Teams wurde es insbesondere in den letzten 20 Minuten der
Begegnung endlich spannender und wilder. So wagten zuerst der
S04 und später die Sportfreunde den Angriff auf die drei Punkte.
Neben den nun vermehrt auftretenden Torraumszenen rappelte es
nun endlich auch mal auf den Knochen. Schiedsrichterin Arlt,
Lotte-Trainerin Wübbenhorst und Schalke-Coach Fröling hatten nun
immer wieder „Redebedarf“. Schlussendlich sollte die Partie
jedoch durchaus gerecht mit einem torlosen Unentschieden enden.
Bei mir kam indes nicht nur aufgrund des Ergebnisses etwas
Wehmut auf, als sich Asa und Waldoch nach der Partie mit ihren
Jungs auf dem Rasen versammelten. Was waren das noch für
Fußballer, für Schalker und mit was für einer Trümmertruppe
sollte man am heutigen Abend in das Duell mit den Zecken gehen.
Es ist ein Trauerspiel.
|