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Im Vorfeld des Auftaktspiels der 2. Liga
zwischen meinem S04 und dem Hamburger SV, war ich über mich
selbst verwundert. Nach mehr als einem Jahr ohne wirkliches
Interesse am Fußball in der Mattscheibe UND ohne Fans, waren
Aufregung und Vorfreude auf eine Partie der Knappen zurück in
meiner Gefühlswelt. Nach der Ticketzusage für Alex und mich
tanzten sich die blau-weißen Lieder durch meinen Kopf und voller
Elan organisierte ich ein kleines Treffen mit weiteren
glücklichen Gewinnern der Kartenlotterie aus meinem Freundes-
und Bekanntenkreis. So ergatterten Ingo, Toni, Christoph, Andre
und Laui ebenfalls Tickets und gemeinsam verbrachten wir die
Zeit bis zum Anstoß in geselliger Runde vor der Arena. Die
Organisation rund um das auf 20.000 Zuschauer gedeckelte
Auftaktmatch war gut, orientierte sich an den bekannten 3Gs und
sorgte nicht wirklich für Umstände unter den Anwesenden. Einige
Minuten vor Spielbeginn fanden wir uns auf unseren jeweiligen
Plätzen ein, was für Alex und mich beste Sicht aus Block 53 auf
Höhe der Mittellinie bedeuten sollte. Glücklicherweise war
zwischen der Treppe und mir ein Platz frei, den Toni kurzer Hand
okkupieren und uns Gesellschaft leisten konnte.
Mit dem näher rückenden Beginn des Spiels,
dem eine kleine „Zeremonie“ der DFL sowie eine Schweigeminute
vorgelagert waren, stieg der Stimmungspegel in der Donnerhalle
beachtlich. Trotzdem mehr als jeder zweite Platz frei blieb und
die aktive Fanszene nicht als diese auftrat, knallten die
Gesänge wie gewohnt durch die Donnerhalle. Man konnte wirklich
jedem anmerken, dass man den sportlichen und pandemischen
Ballast der letzten Monate einfach nur abwerfen wollte und den
Reset-Knopf bis zum Anschlag durchdrückte. Auf dem Platz tat
eine neu aufgestellte Truppe ohne die faulen Äpfel der letzten
beiden Spielzeiten ihr übriges und spielte die Rothosen in der
Anfangsviertelstunde förmlich an die Wand. Bülter und Terrode
wirbelten vorne vom Allerfeinsten und konnten bereits nach 8.
Minuten ihr Zusammenspiel vergolden. Was stark nach Abseits
aussah, entpuppte sich nach VAR-Begutachtung als regulärer
Treffer und somit war der erste Jubel nach langer Zeit dank des
unsäglichen Videobeweises mal wieder Freude mit angezogener
Handbremse. Danke dafür.
Den Rest der ersten Halbzeit sahen wir eine
einsatzstarke und auch immer wieder gefällig nach vorne
spielende Schalker Mannschaft, die sich natürlich trotzdem ihre
ein, zwei Böcke gönnte. So auch Mitte des ersten Durchgangs, als
ich am Bierstand die Elfmeterentscheidung gegen uns und den
folgenden von Michi Langer parierten Strafstoß nur akustisch
verfolgen konnte. Dafür schmeckte uns das frische Veltins im
Anschluss umso besser. Nach dem Pausentee hatte die Führung
jedoch nicht lange Bestand. Ex-Glubberer Leibold schlenzte einen
Freistoß ins lange Ecke und zwang Schalkes Schnapper zu einer
Parade, die Glatzel per Abstauber zum Ausgleich verwertete
(53.). Im direkten Anschluss ließen zuerst die Gäste und im
Anschluss die Knappen je einen Hochkaräter aus. In einer
lebendigen und ungewohnt chancenreichen Partie, hätte das 1:1
ein für beide Seiten durchaus zufriedenstellendes und verdientes
Endergebnis darstellen können. Stattdessen war es der Hamburger
SV, der sein Oberwasser in der Schlussviertelstunde in Zählbares
ummünzen konnte und dem Schalker Neuanfang mit zwei Treffern
kurz vor Schluss einen gehörigen Dämpfer verpasste. Schalke ist
nun mal Schalke und bescherte uns trotzdem einen wunderbar
geselligen und sorgenfreien Freitagabend. Gerne mehr davon!
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