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Es gibt durchaus Konstellationen, bei denen
erwartet man schon im Vorhinein ein eindeutiges Schützenfest.
Spielt zum Beispiel der große FC Bayern in der Bundesliga gegen
Bochum oder Fürth, ist selbst bei einem Einsatz der B-Elf des
Rekordmeisters alles andere als ein Kantersieg eine
Enttäuschung. Etwas anders sieht das aus, wenn zwei Kellerkinder
aus der Oberliga Niederrhein auf einem schnöden Kunstrasenplatz
in Mönchengladbach aufeinandertreffen. Meine Erwartungshaltung
war somit äußerst gering, als ich am Sonntagnachmittag den
Eingang der Ernst-Reuter-Kampfbahn enterte und mich entlang des
recht schmucken Hauptplatzes zum Nebenplatz durchkämpfte. Der
Kampf bestand hier nicht im Überwinden der Zuschauermassen,
sondern in der Motivation das satte Grün des Rasenplatzes links
liegen zu lassen, um das etwas höher gelegene künstliche Geläuf
anzuvisieren. Hier wärmten sich bereits die Mannschaften des 1.
FC Mönchengladbach sowie der TV Jahn Hiesfeld auf. Mein Herz
konnte dieser „Ground“ jedenfalls nicht gewinnen. Während man in
der 3. Liga mittlerweile einen halben Palast braucht, um im
Geschäft der vermeintlich Großen mitspielen zu können, reicht in
der gar nicht mal so kleinen Oberliga ein Kunstrasenplatz ohne
Ausbau, vernünftiges Catering oder fußläufig zu erreichende
Toilette.
Wie ich nun feststellen sollte, wären
größere Pipipausen heute jedoch sowieso fatal gewesen. Die
Noname-Partie bockte von Beginn an und nahm eine für alle
Beteiligten unerwartete Entwicklung. Den Anfang machte Aliu, der
wieselflinke und technisch starke Linksaußen der Gäste. Dieser
verwertete bereits mit dem ersten Angriff einen Pfostentreffer
seines Mitspielers im Nachgang überlegt zum 1:0 für den Jahn.
Nach 20 Minuten erhöhte Hammoud per Kopf zum 2:0, nachdem das
Kopfballspiel in der Offensive beider Teams zuvor einen
erbärmlichen Eindruck hinterließ. Im Anschluss an einen
verschossenen Elfmeter stellte der ehemalige Schalker
Jugendspieler und jetzige Hiesfelder Rene Biskup das Ergebnis
vor der Pause auf 3:0. Die mitgereisten Zuschauer aus Dinslaken,
die eine nicht viel weitere Anreise hatten als ich, trauten
ihren Augen kaum. Während die Anhänger pausenlos von den eigenen
Chancen in der Abstiegsrunde sprachen, entschied ihre Elf die
Partie bereits vor der Halbzeitpause. Ich fragte mich zu diesem
Zeitpunkt, was Mönchengladbach falsch machte und wollte in der
zweiten Halbzeit etwas genauer auf die Schießbude achten.
Die Hausherren hatten ihrerseits ebenfalls
trickreiche und engagierte Offensivkräfte. In der Defensive
hatte man indes starke Probleme Aliu und nun auch immer mehr
Biskup in den Griff zu bekommen. Innerhalb von fünf Minuten nach
dem Wiederanpfiff schraubten die beiden Protagonisten des
heutigen Tages das Ergebnis gar auf 5:0. Auch mit Blick auf die
Ausgangslage, in der beide Teams auf dem Papier ähnlich
anzusiedeln waren, ist eine Fünf-Tore-Führung nach 50 Minuten
nur schwer zu erklären. Daher versuche ich es auch nicht weiter
und kritzle stattdessen die beiden Biskup-Treffer drei (60.) und
vier (68.) in mein imaginäres Notizbuch. Der Oberhausener
durchlief die Schalker U16 bis U19 und kam über eine kurze
Station beim FC Kray zum Jahn. Da Biskup zuvor nicht ernsthaft
auffiel, bleibt abzuwarten ob seine Explosion mit vier Toren und
zwei Vorlagen gegen nun völlig chancenlose Gladbacher nur ein
Leuchtfeuer bleibt. In der 89. Minute machte sich auch Hammoud
zum Doppelpacker und so stand am Ende ein 0:8 im
Spielberichtsbogen. Wer hätte das gedacht? Ich nicht.
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