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Die erste Woche unseres wohlverdienten und
mit eineinhalb Monaten ungewöhnlichen langen Jahresurlaubs
verbrachten Alex und ich in meiner Heimat. Neben dem Besuch von
Familie und Freunden standen ein Tagesausflug nach Stettin und
die Partie zwischen Hannover 96 und dem S04 auf dem Programm.
Mein erstes Auswärtsspiel der Knappen seit
dem Februar 2020 sollte auch meine letzte Partie der
wiedererstarkten Schalker vor unserer 30-tägigen Reise quer
durch Spanien sein. Hierfür konnte ich Mariano gewinnen und so
saßen wir, fast wie in guten alten Zeiten, am Nachmittag im
überfüllten ICE von Berlin in die niedersächsische
Landeshauptstadt. Die Birra Moretti schmeckten dabei auch im
Gang sitzend und mit nur etwas mehr als zwei Stunden Fahrt ließ
sich das ganze Geschehen sowieso recht gut aushalten. Der
Hannoveraner Hauptbahnhof präsentierte sich uns mit den
mitgereisten Schalkern, den Heimfans, einigen Eishockeyfans
sowie der Polizei ebenfalls ordentlich gefüllt. Wir begaben uns
somit auf direktem Weg zum Niedersachenstadion, das mit einem
der schönsten Gästeblöcke im deutschen Profifußball auf uns
wartete. Nicht nur deswegen ist Hannover traditionell ein gutes
Ziel für königsblaue Auswärtsspiele. Üblicherweise ist auch mit
einer immensen Anzahl Schalker Anhänger im weiten Rund zu
rechnen und so gehörten auch an diesem Freitagabend ungefähr ein
Drittel der knapp 40.000 Zuschauer dem Lager der Knappen an.
Die vorherrschenden niedrigen
Corona-Fallzahlen sowie die in Hannover praktizierte 2G-Regelung
erlaubte es zudem nicht nur das Stadion nahezu komplett zu
füllen, sondern auch auf die eigentlich obligatorische Bedeckung
von Mund und Nase zu verzichten. Somit bot sich im
Stehplatzbereich ein Bild, das man so schon länger nicht mehr
erleben durfte. Lediglich die aktive Fanszene rund um die Ultras
Gelsenkirchen blieb auch dieser Partie fern, sodass der Pöbel
auf sich allein gestellt war. Überraschenderweise war die
Stimmung während des gesamten Spielverlaufs nicht nur
erstaunlich gut, sondern auch vergleichsweise divers, wenn es um
die Auswahl der gesungenen Lieder geht. Nichtsdestotrotz
schallte natürlich der bekannte Gassenhauer „Hannover fällt“
gewohnt häufig durch das Stadion. Auf Seiten der Roten
enttäuschte die Unterstützung aus der Kurve auf ganzer Linie.
Der Spielverlauf gab indes nicht wirklich
viel her, was überschwappende Gefühle gerechtfertigt hätte. Vor
allem die bisher auch im Saisonverlauf enttäuschenden Gastgeber
fanden nicht wirklich statt, sodass Schalke-Keeper Fraisl in
keinem Moment eingreifen musste. Schalke war haushoch überlegen
und hatte im Abschluss des Öfteren mit dem klassischen „Bein
dazwischen“ zu kämpfen. Shootingstar Aydin prüfte zudem den
gegnerischen Torpfosten, ehe er verletzt den Platz verlassen
musste. Sowohl in der Mitte der ersten und auch der zweiten
Hälfte war das Spiel trotzdem phasenweise sehr fad, ohne jedoch
den Ruf nach einem typischen Null zu Null laut werden zu lassen.
Schalke war hier einfach zu überlegen. Als die Ambitionen beider
Teams in der Schlussphase trotzdem gegen Null tendierten,
schaffte Blau-Weiß das, was man von eben jenem Klub viel zu
selten sieht. Marcin Kaminski gelang nach einer genialen
Ballannahme mit der Hacke in der fünften Minute der
Nachspielzeit der Lucky Punch und königsblau war aus dem
Häuschen. Der ausufernde Jubel fühlte sich fremd aber grandios
an und so ließen wir das Geschehene vor der Heimfahrt bei einem
Herrenhäuser in der Fußgängerzone erstmal sacken.
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