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Guckt man nur auf die Größe der besuchten
Stadien und die Strahlkraft der jeweiligen Mannschaften, waren
die sportlichen Highlights der Reise sicherlich die Partien in
Bilbao und bei Atletico. Am Tag nach der Partie im Estadio
Metropolitano plante ich dann mein kleines und etwas
ungewöhnliches “Spitzenspiel“ und freute mich auf einen Besuch
beim Stadtteilklub Rayo Vallecano. Nachdem Alex und ich den
sonnigen Tag für einen zweiten Ausflug in die die Innenstadt
nutzten, verlagerten wir unseren Aufenthaltsort am Nachmittag
bereits lose in Richtung des Spielorts und spazierten durch den
wirklich schönen Rio Park am Fluss Manzanares. Im Anschluss
setzten wir uns in die Metro und ließen uns etwas weiter südlich
im Stadtteil Vallecas direkt am Stadion von Rayo ausspucken.
Hier herrschte bereits ein munteres Treiben und ich wurde
bereits etwas nervös, da wir noch nicht im Besitz von Tickets
für das anvisierte Spiel waren. Diese konnte man ausschließlich
im klassischen Vorverkauf vor Ort erwerben und ich hoffte
einfach darauf, dass genügend Karten zur Verfügung stehen
würden. Immerhin gastierte mit Celta Vigo ein vergleichsweise
unattraktiver Gegner im Estadio de Vallecas.
Verunsichert von den offensiv auftretenden
Schwarzmarkthändlern am Stadion stellten wir uns in die Reihe
vor dem Fanshop, aus dem ein Mitarbeiter bereits regelmäßig auf
Spanisch ein ausverkauftes Haus vermeldete. In so einer
Situation war ich bisher selten und so klapperten wir den wenig
vertrauenswürdigen Zweitmarkt ab. Den Zuschlag bekam der Händler
mit den wenigstens Zähnen, der uns zwei Plätze am Spielfeldrand
auf Höhe der Mittellinie für je 50 Euro vermachte. Warum nicht.
Immerhin sollte dieses Spiel mein Ersatz für das leider nicht in
unsere Reiseroute passende Sevilla-Derby sein. Glücklicherweise
waren die Tickets gültig und wenig später konnten wir auch einen
Blick von Innen auf das so gar nicht in die Primera Division
passende Stadion werfen. Statt Prunk und Protz gab es Dixi-Klos,
einen Verzicht auf Catering, aufgrund von Baufälligkeit
gesperrte Blöcke und Bewohner der benachbarten Plattenbauten die
das Geschehen aus ihren Fenstern beobachteten. Seit der
Eröffnung 1976 ist hier wenig passiert.
Rayo ist sowieso so etwas wie ein
Kult-Klub, der zudem derzeit auf der Erfolgswelle schwimmt und
zuletzt den nicht mehr ganz so großen FC Barcelona besiegte. Mit
Radamel Falcao hat man mittlerweile selbst etwas Glanz in seinen
Reihen und erfreut sich am derzeitigen Höhenflug. Auch gegen
Celta Vigo begann man forsch und hatte von Beginn an das Heft in
der Hand. Wir waren mittendrin statt nur dabei und genossen die
leidenschaftliche Atmosphäre in der Kurve und um uns herum. Uns
wurde somit recht schnell klar, dass sich der sportliche
Ticketpreis bis hierhin gelohnt hatte. Sehenswert war auch die
Parade einer Zuschauerin, die nicht weit von uns entfernt einen
recht strammen Querschläger aus der Luft fischte. Im zweiten
Durchgang war die Partie von vielen Gelben Karten, etlichen
Schauspieleinlagen und häufigen Wechseln geprägt. Ein Tor wollte
bei unserem letzten Fußballspiel der Reise leider nicht fallen.
Einen Erfolg hatte jedoch ein Anwohner bzw. eine Anwohnerin zu
verbuchen, als ein verunglückter Torschuss die nicht ausgebaute
Hintertortribüne locker überflog. Im Treppenhaus des Wohnblocks
ging schnurstracks das Licht an und ein schicker Premium-Ball
wechselte den Besitzer. Nach dem Spiel ging es mit der U-Bahn
zurück in die Stadt. Wie sehr der Verein im Stadtteil verankert
ist, merkte man an den Bahnen, die die Haltestelle nach
Spielende fast leer verließen.
Fotos Sightseeing
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