|
Es war nicht das erste Mal, dass ich ein Spiel der Schalker
Amateure zur Mittagszeit an ei-nem Werktag besuchte. 2019
spielte die U23 am Dienstag um halb drei gegen Oberhausen, in
diesem August am Mittwoch um 14 Uhr gegen die Amateure der
Borussia aus Möncheng-ladbach und nun am Montag ebenfalls um
14 Uhr bei der Zweitvertretung des Effzeh. Glücklicherweise
ermöglicht es mir meine Arbeit in den meisten Fällen, diese doch
unge-wöhnlichen Ansetzungen wahrzunehmen. So ging es also am
Montag nach einem kastrierten Arbeitstag von Düsseldorf nach
Köln. Rund um das Geißbockheim und das Franz-Kremer-Stadion war
ich kurz vor Spielbeginn nicht der einzige, der etwas
verzweifelt einen Parkplatz suchte und schlussendlich auf dem
Grünstreifen der angrenzenden Hauptstraße landete. Erst mit dem
Anpfiff enterte ich das schicke Amateurstadion und machte mich
direkt auf den Weg zum Stadionkiosk. Das einzig deftige Essen
für die 400 Zuschauer war eine abgestandene Currywurstsuppe für
schlappe 4,50 Euro. Standesgemäß verzichtete ich auf das von
seiner Natur aus abgestandene Kölsch-Gesöff und konnte mich nun
endlich dem Geschehen auf dem Rasen widmen. Dort duellierten
sich die etwas über dem Strich stehende Schalker U23 und die im
soliden Mittelfeld der Tabelle stehende Kölner U21.
Nun
bin ich kein wirklich großer Freund des Kölner „Jeföhl“, der
Stadt, dem Verein, dem Kar-neval und allem drum herum. Ich hätte
mich somit schon über einen Schalker Sieg gefreut, kenne aber
auch meine eigene, nicht wirklich vorzeigbare, Bilanz mit den
Amas. Zudem habe ich vor allem wenig ansehnliche Spiele vor
meinem geistigen Auge, wenn ich an die Spiele unserer U23 denke.
Heute sollte sich meine Beziehung zur Zweitvertretung der
Knappen zumindest im ersten Durchgang nicht ändern. Die Partie
war abermals sehr zäh und hatte mehr Fehlpässe als Abschlüsse zu
bieten. Immerhin hatte Schalke in der Anfangsphase bei all dem
Gegraupe mehr Spielanteile als gedacht. In der 27. Minute
agierte der S04 jedoch zuerst im Mittelfeld und später auf der
rechten Abwehrseite in den Zweikämpfen zu zögerlich. Die
Hausherren kombinierten sich also nach vorne und Kraus bediente
Dietz von der linken Seite mustergültig zum einfachen 1:0.
Zusätzlich zum Schlag in die Magengrube durch das Gegentor, gab
es für mich die tolle kölsche Musik auf die Ohren. Wären es
nicht „nur“ die Amas, wäre mir meine Wurst spätestens jetzt
wieder schnurstracks den Hals hochgewandert.
Mehr als
zehn Jahre nach meinem ersten und bisher einzigen Besuch im
Franz-Kremer-Stadion, bei gleichlautender Begegnung, nutzte ich
die Halbzeitpause für eine kleine „Erkun-dungstour“ in diesem
wirklich gelungenen Amateurstadion. Hierbei entdeckte ich einen
Wel-lenbrecher mit reichlich RWE-Stickern und verbrachte die
zweite Hälfte mit den Augen auf dem Spielfeld und den
Fingernägeln unter den Kanten der Aufkleber. Zehn Minuten nach
Wiederanpfiff lieferte Schalke eine Kopie des Führungstreffers
der Kölner und Leonardo Sci-enza trug sich, mitlerweile
verdient, in die Torschützenliste ein. Es folgte ein nun
beherzter Auftritt der Blauen, der in vielen sehr sehr guten
Chancen mündete. Schalke hatte die Führung mittlerweile
verdient gehabt, als man Kölns Dietz einen Moment aus den Augen
ließ. Ein Pass durch die Zentrale erreichte den Torschützen zum
1:0, der nun leichtes Spiel hatte, sich zum Doppelpacker zu
küren. Als Hanraths Kopfball in der Nachspielzeit nur am Pfosten
landete, war Schalkes Ausgleichszug endgültig abgefahren und ich
verabschiedete mich mit einer unglücklichen Niederlage für die
Jungs aus der Knappenschmiede von Köln. |
|
|