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Wenige Tage vor unserer USA-Reise galt es
für mich, das Spielbesuchs-Konto noch ein wenig nach oben zu
schrauben. Auf spektakuläre Auswüchse verzichtete ich dabei und
somit lag mein Fokus weiterhin auf der Komplettierung der
Oberliga Mittelrhein. Zwischen Köln, Bonn und Aachen arbeite ich
mich zielstrebig voran und wollte auch die Terminierungen am
Donnerstagabend nutzen. Zur Auswahl standen zwei Partien in
Wesseling bzw. Köln. Die Spvg Wesseling-Urfeld spielte mal
wieder laut fussball.de im Stadion. Eine Nachfrage beim Vorstand
bestätigte jedoch meine Vermutung, dass die Partie gegen Alfter
trotz der anderslautenden Ankündigung doch auf dem benachbarten
Kunstrasenplatz stattfinden sollte. Der Klassiker. Zum Glück
fiel der Schmuh nicht erst vor Ort auf. Somit ging es nach der
Arbeit zur zweiten Mannschaft der derzeitigen Kölner Nummer
drei, deren erste Mannschaft in der viertklassigen Regionalliga
West kickt. Zahlen über Zahlen – auf dem Programm stand die
Reserve von Fortuna Köln, die im Schatten des schmucken
Südstadions auf einem Kunstrasenplatz ohne Ausbau kickt. Das
nach dem ehemaligen Mäzen Jean Löring benannte Gelände umfasst
neben dem besagten Stadion und dem Kunstrasenplatz einen
Ascheplatz sowie einen Rasenplatz. Viel mehr Vielfältigkeit geht
nicht.
Da der Oberligaknaller gegen Arnoldsweiler
keine 100 Zuschauer anlocken sollte, konnte ich direkt vor dem
Eingang parken und wurde auch sonst positiv überrascht. Es gab
durchaus ansehnliche Eintrittskarten und nach einigen Minuten
stolperte ich über die Vereinsgaststätte, die unter anderem
Boulettenbrötchen feilbot. Somit musste ich die kommenden 90
Minuten nur frierend und nicht noch zusätzlich hungernd
verbringen. Bei meiner kleinen Erkundungstour fielen mir die
zahlreichen Traktoren und Gerätschaften zur Platzpflege auf, auf
die so mancher Garten- und Landschaftsbaubetrieb neidisch sein
dürfte. Das vorläufige Highlight bot dann jedoch der Herr über
den Fuhrpark. Die Wohnung des Platzwarts hatte ihren Balkon und
ihr Wohnzimmer im Erdgeschoss mit Blick auf dem Platz. Somit
konnte man als Zuschauer ins traute Heim lunzen, wo der Herr des
Hauses im Unterhemd auf der Couch lag und seine Aufmerksamkeit
dem sicherlich hochwertigen Fernsehprogramm widmete. Naja, ich
verbrachte meinen Donnerstagabend eine Autostunde von zu Hause
entfernt an einem austauschbaren Kunstrasenplatz und guckte 22
besseren Feierabendkickern beim Kampf um drei Punkte zu. Ein
Großteil der Normalbevölkerung sieht sich da wohl doch eher beim
„Greenkeeper “ als bei mir.
Vor allem in den ersten Spielminuten
stellte ich mir nicht selten die Frage nach dem Sinn bzw. dem
Unsinn meines Aufenthalts. Bis auf das Kreuzchen in der Liste,
das mir Ground 13 von 18 bescheinigte, konnte man sich noch
nicht an vielem erfreuen. Die Gastgeber aus dem Tabellenkeller
probierten von Beginn an die favorisierten Gäste unter Druck zu
setzen. Während die Jung-Fortunen also durchaus forsch anrannten
und zu ihren ersten Chancen kamen, schoben die Verteidiger der
Viktoria dem Ball vornehmlich hin und her, ehe man nach 20
Pässen ohne Raumgewinn einen langen Ball nach vorne drosch. Viel
kam also nicht von den Dürenern. Immerhin nutzte der Sportclub
diese Passivität und ging nach einer guten halben Stunde
folgerichtig durch Neuzugang Wessels in Führung. Der 30-jährige,
der im Winter vom Konkurrenten FC Pesch in die Südstadt
wechselte, verwertete bei seinem Debüt eine flache Hereingabe
geschickt im wuseligen Gäste-Strafraum. In der Folgezeit
verstärkte Arnoldsweiler seine Angriffsbemühungen ohne Erfolg.
Stattdessen kam Wessels kurz vor dem Pausenpfiff zu einer
weiteren Möglichkeit und setzte seinen Kopfball nur knapp neben
den Pfosten. Die Geschichte des Spiels und auch die Geschichte
des Wessels-Debüt war noch nicht zu Ende geschrieben. Der
Stürmer, der in Pesch seit dem vergangenen Oktober auf dem
Abstellgleis war, vollendete in der 88. Minute einen Konter zum
Doppelpack. Ein Achtungserfolg für die Kölner und für mich ein
neuer Ground, den ich jedoch recht schnell wieder vergessen
haben werde.
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