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Am ersten Montag im Mai stand ein
altbekanntes und liebgewonnenes Ziel auf der Reisekarte. Für
Mariano und mich ging es ins Baltikum. Mein insgesamt siebter
Ausflug in die baltischen Staaten sollte in Riga beginnen, wo
wir uns erst unseren Mietwagen krallten und kurze Zeit später
die lettische Hauptstadt zu Fuß unsicher machen. Diese
präsentierte sich hierbei ungewohnt menschenleer, was sicherlich
eine direkte Folge des Krieges in der benachbarten Ukraine ist.
So stromerten wir alleine durch die Straßen und waren des
Öfteren die einzigen Besucher der örtlichen Lokalitäten. Allzu
ausschweifend konnten wir diese jedoch nicht genießen, da
bereits an diesem Abend das erste Spiel und der erste Ground auf
uns warten sollten. Hierfür ging es in unserem schmucken Opel
Mokka im Feierabendverkehr entlang der Düna in Richtung Südosten
in das kleine Städtchen Salaspils. Die Stadt hat mit Kirchholm
einen historischen deutschen Namen, beherbergte während des 2.
Weltkrieges ein Konzentrationslager und ist heuer das Zuhause
von knapp 20.000 Einwohnern. Mit dem Aufstieg zur Saison 2022
ist man zudem stolze Heimat des Neu-Erstligisten SK Super Nova,
der seine Heimspiele im städtischen Stadion unweit der
auffälligen orthodoxen Kirche der Stadt austrägt.
Durch die Corona-Pause sind meine
Erinnerungen an das Drumherum auf den baltischen Sportsplätzen
etwas verschwommen. Somit war auch ich etwas überrascht, dass
der Eintritt kostenlos war und es keinerlei Verpflegung im
Stadion gab. Folglich stellte sich trotz der durchaus
stattlichen Tribüne kein wirkliches Stadion-Feeling ein. Somit
hofften wir auf das Spiel zwischen dem Kellerkind aus Salaspils
und den hochfavorisierten Gästen aus Liepaja. Während das
Geschehen auf dem Kunstrasenplatz durchaus professionelle Züge
aufwies, war die Stimmung neben dem Platz nur bedingt der Rede
wert. Einige Fans aus Liepaja hatten sich auf der linken
Tribünenseite breitgemacht und unterstützten ihr Team höchstens
vereinzelt und sporadisch. Wir hielten indes zu den Hausherren
und hier insbesondere zum greisen und ergrauten Stürmer Vuqar
Asgarov, der seit mehr als zehn Jahren die lettischen
Fußballplätze unsicher macht. Der Aserbaidschaner hatte
überraschenderweise sogleich die ersten zwei Chancen, die der
Keeper der Gäste jedoch ohne größere Mühe entschärfen konnte.
Die Heimelf spielte nicht schlecht mit und
geriet trotzdem noch vor der Pause im Anschluss an einen Eckball
in Rückstand (36.). Geht sonst nicht viel, müssen eben die
Standards her. Der tapfere SK Super Nova hatte spätestens hier
seinen Schwachpunkt offengelegt, sodass bereits in der 50.
Spielminute der nächste Gegentreffer nach einem Eckball folgte.
Zwischenzeitlich nutzten wir indes die Halbzeitpause, um uns im
benachbarten Supermarkt mit Snacks und Getränken einzudecken.
Diese Idee hatten wir nicht exklusiv, sodass sich das halbe
Stadion zu dieser Zeit im örtlichen Konsum tummelte. Da die
Ordner nicht viel Anderes zu tun hatten, setzten sie das
Alkoholverbot auf den Rängen rigoros durch und so saßen wir die
zweiten 45 Minuten mit unserer trockenen Tüte Chips auf unseren
Sitzschalen. Etwas Kinoatmosphäre kam dann beim Anschlusstreffer
der Hausherren auf. Die Defensive der Gäste schaffte es
tatsächlich den Ball im Anschluss an einen Abstoß innerhalb
weniger Sekunden noch im Strafraum zu vertändeln und ermöglichte
Salaspils das 1:2 (60.). Zählbares kam jedoch auch aufgrund der
Entscheidung (1:3, 83.) nicht bei rum.
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