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Nach dem Spiel am Dienstagabend in Jonava
schlugen Mariano und ich unsere Zelte in Kaunas auf. Den
restlichen Abend verbrachten wir größtenteils in einem
gemütlichen und gut besuchten Pub. Hier floss reichlich Bier und
über die Mattscheibe dudelte der bescheuerte Klopp, dessen
Kult-Elf ins Champions League-Finale einzog. Am nächsten Tag
sollte auch für uns wieder Profifußball auf dem Programm stehen,
jedoch unter Umständen, wie sie nicht weiter entfernt sein
könnten vom Glamour der Königsklasse. Am Mittwochmorgen folgte
jedoch zuerst eine flotte Sightseeing-Tour in Litauens
zweitgrößter Stadt. Ich besuchte die aktuelle europäische
Kulturhauptstadt bereits zum dritten Mal und war etwas
verwundert. Ausgerechnet in der touristisch so exponierten
Saison hat man die komplette Fußgängerzone in der Altstadt
aufgerissen und startete weitere Baumaßnahmen rund um das
eigentlich so schöne Zentrum. Auch bei unserem folgenden Stopp,
dem ehemaligen 9. Fort vor den Toren der Stadt war die Hälfte
der Ausstellung temporär geschlossen. So freuten wir uns auf das
vermeintliche Highlight des Tages und folgten der Autobahn
Richtung Memel, ehe wir diese gen Norden in nach Telsiai
verließen.
Telsiai ist mit 30.000 Einwohnern ähnlich
groß wie unser Vortages-Ziel Jonava und ist ebenfalls die
Hauptstadt des gleichnamigen Rajons. Leider sollte auch der
Ground in Telsiai kein wirkliches Highlight werden. So spielte
man auch hier nicht im städtischen Stadion, sondern auf einem
noch trostloseren Kunstrasenplatz am Stadtrand. Zur Erinnerung,
wir befinden uns noch immer in Litauens höchster Spielklasse.
Generell waren die Ansetzungen mehr als verwirrend, da scheinbar
kaum ein Team sein vermeintliches Hauptstadion bespielt und
stattdessen die zweite oder dritte Wahl beackert. Zumindest
hatten wir mittlerweile unsere Übung mit den Gegebenheiten
umzugehen und deckten uns im erstbesten Supermarkt ein.
Natürlich gab es auch in Telsiai weder Essen noch Trinken am
Platz, allerdings wurde hier Eintritt fällig. Somit wanderte
immerhin ein vor Ort ausgehändigtes zuvor ausgedrucktes E-Ticket
in meine Sammlung. Der Kunstrasenplatz des FC Dziugas Telsiai
liegt im Schatten eines klobigen würfelförmigen Gebäudes und
weist auf einer Längsseite eine spärliche Ausstattung mit Sitzen
auf. Wir konnten zwei Sitzplätze direkt an der Seitenlinie
ergattern, köpften unsere Dosen und lehnten uns in der
Abendsonne zurück.
Für das kommende knapp zweistündige
Programm zeigten sich die Mannschaften aus Telsiai und des FK
Kauno Zalgiris verantwortlich. Standesgemäß dümpelt das
Heimteam, welches erst zur Saison 2021 in die erste Liga
aufstieg, am Tabellenende herum und belegt den vorletzten
Tabellenplatz. Nicht viel besser präsentierte sich das
eigentliche Spitzenteam aus Kaunas in den bisherigen Partien und
grüßt derzeit unerwartet abgeschlagen vom sechsten Platz. Die
Qualitätsunterschiede wurden auf dem Platz jedoch recht schnell
sichtbar. So hatte Kaunas‘ französischer Goalgetter Bahlouli
nach 23 Minuten wenig Mühe in eine Flanke zu starten und diese
neckisch mit der Hacke zum 1:0 aus Sicht der Gäste zu vollenden.
Nachdem das oft junge Publikum in der Pause wie
selbstverständlich den Platz enterte gelang es Telsiai zehn
Minuten nach dem Wiederanpfiff per direktem Freistoß aus
dankbarer Position gekonnt auszugleichen. Die Freude währte
nicht lange, da abermals Bahlouli ein Abstimmungsproblem in der
Defensive der Heimelf nutzte und mühelos zum 1:2-Endstand
vollendete (59.). Mit dem Abpfiff unserer letzten Partie des
Trips ging es über Stock und Stein zurück nach Riga und am
nächsten Morgen mit dem Flieger nach Berlin.
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