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Der nach drei Jahren Pause nun wieder
traditionell Mitte Mai stattfindende Rennsteiglauf war ein
weiteres Zeichen der Normalität in Zeiten der voranschreitenden
Lockerungen in der Pandemie. Entsprechend groß war die Freude
über das Wiedersehen in Schmiedefeld, die nur von der Aussicht
auf den anspruchsvollen Halbmarathon am Samstagmorgen getrübt
wurde. Für mich ging es aufgrund einer Erkältung und einer noch
nicht ganz auskurierten Fußverletzung in erster Linie ums
Ankommen. Das klappte irgendwie, wenn auch die Anstrengungen
deutlich größer waren als von dieser Distanz gewohnt. Umso
besser schmeckten das Zielbier und Connys Buffet in der
Berghütte. Während die restliche Truppe sich erholte, begann ich
mich ein wenig zu langweilen, hatte jedoch bereits einen Plan
für den Nachmittag in der Hinterhand. Eine halbe Autostunde
entfernt sollte um zwei Uhr die Oberligapartie zwischen
Martinroda und dem einstigen Regionalligisten Wacker Nordhausen
angepfiffen werden. Als aus den Kojen noch immer kein
Lebenszeichen zu vernehmen war, setzte ich mich ins Auto und
musste nun nur noch aus Schmiedefeld herauskommen. Der Zielort
für die über 10.000 Läuferinnen und Läufer war natürlich
verkehrstechnisch weitestgehend abgeriegelt und so musste ich an
der einzigen Ausfahrtsstraße einige Minuten warten ehe es weiter
ging.
Ich kam pünktlich in Martinroda an und
erfreute mich an der erstaunlich guten Parkplatzsituation und
dem schmucken Sportpark. Das Spielfeld, auf dem es im nächsten
Jahr höchstwahrscheinlich keinen Oberliga-Fußball mehr geben
wird, liegt in einem kleinen Tal. Die Zuschauer versammeln sich
dementsprechend in erhöhter Position auf mehreren Ebenen eines
kleinen Hangs. Für Grounds dieser Größenordnung gibt es wenige
Varianten, die schöner sind als eben jene „Naturtribünen“. Die
Gästefans, die sicherlich ein Drittel der gut 100 Zuschauer
ausmachten, bekamen einen kleinen Bereich hinter einem der Tore
sowieso zwei Mannschaftswagen der Polizei zugewiesen. Der
Support der Wacker-Ultras war sehr ordentlich und zehrt noch von
den vielen Jahren als Regionalligist. Derzeit findet sich
Nordhausen jedoch im Abstiegskampf der NOFV-Oberliga Süd wieder
und benötigt die Punkte aus Martinroda somit nötiger als die
Hausherren, die aussichtslos am Ende der Tabelle rangieren. Das
heimische Publikum bestand aus Rentnern, Familien und Freunden
der Spieler und fiel bis auf einige überzogenen Pöbeleien
gegenüber dem Schiedsrichtergespann und den gegnerischen
Spielern nicht weiter auf.
Im Nachgang der Partie schrieb die
Thüringer Allgemeine von einem Spiel mit „viel Krampf, vielen
Fouls und wenig zwingenden Torchancen.“ Trotz des am Ende
torlosen Ausgangs, fand ich das Gesehene gar nicht so schlimm,
wie es der örtliche Reporter darstellt. Die Begegnung lebte
natürlich insbesondere vom „Gewinnen müssen“ auf Seiten der
Gäste. Dieser Druck führt entweder zu einem Offensivfeuerwerk
oder zu krampfhaften und erfolglosen Angriffsversuchen. Die
Wahrheit lag heute dazwischen und so fehlte Wacker vielfach
einfach das nötige Glück. Erstaunlich fand ich indes den Einsatz
der Heimelf, die insbesondere in einer Druckphase Mitte der
ersten Hälfte durchaus in Führung hätte gehen können. Während
Martinroda den erkämpften Punkt gerne mitnimmt, verhalfen den
Gästen selbst die motivierenden Worte ihrer Fans zum Start des
zweiten Durchgangs nicht zum Sieg. „Ihr müsst gewinnen, dann
saufen wir heute Abend ihr geilen Schweine“ tat einer der
mitgereisten Anhänger in Richtung der Mannschaft kund.
Willkommen in Thüringen.
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