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Am Tag nach dem Halbmarathon durch den Thüringer Wald waren die
Beine noch ein biss-chen schwerer als am Tag zuvor. Nachdem man
den Lauf am Abend in der Festhalle begoss und fleißig auf den
Bierbänken tanzte, schmerzte an diesem Sonntag jeder Schritt.
Zugleich stand nach dem Frühstück die Abreise an, die ich
wiederum mit einem Spielbesuch verknüp-fen wollte. Rund um den
Rennsteig rollte nirgends höherklassig der Ball, sodass ich über
die Landesgrenze nach Hessen blicken musste. Hier gab es, mit
einem vertretbaren Umweg, im Fuldaer Umland eine Terminierung in
der Oberliga. Durch die schöne und hügelige Rhön ging es somit
für mich zuerst in die neuntgrößte Stadt Hessens, die nur 15
Kilometer vom Spielort Neuhof entfernt liegt. Ich nahm mir
knappe zwei Stunden Zeit und humpelte durch die schicke
osthessische Barockstadt. Als ich glaubte genug gesehen zu
haben, ging es weiter und wenig später parkte ich im Schatten
des Monte Kali, der Landmarke oder besser, dem Wahrzeichen der
Gemeinde Neuhof. Die Bergbaugemeinde, die jährlich vier
Millionen Tonnen magnesium- und schwefelhaltige Kalisalze
fördert, identifiziert sich mit und über ihre Deponie, die eine
der größten Europas ist. Folgerichtig spielt der Oberligist SV
Neuhof im wohlklingenden Glückauf-Stadion.
Die
Sportanlage ist recht weitläufig mitten im Ort gelegen und mit
fünf Stufen auf einer der Geraden ausgestattet. Vom Vereinsheim
aus hat man einen tollen Blick auf den Kali-Berg und sein
markantes Gipfelkreuz. So nett sich das Stadion auch
präsentierte, so wenig war hier an diesem Sonntagnachmittag bei
bestem Wetter los. Wo der Verein seine offiziell angegeben 200
Zuschauer versteckt hatte, ist mir bis heute ein Rätsel. Mein
geschultes Auge sah ca. 70 Schaulustige, die sich die recht
bedeutungslose Partie zwischen dem Vorletzten und dem Letzten
der Hessenliga-Aufstiegsrunde ansehen wollten. Immerhin gaben
sich die Hausherren und der Gast vom TUS Dietkirchen aus Limburg
deutlich mehr Mühe, als es die Tabellensituation erahnen ließ.
Obwohl beide Vereine in der Tabelle nur wenige Punkte trennen,
konnte man hier fast schon einen Klassenunterschied ausmachen.
Dieser fiel auch dem neben mir sitzenden Betreuer der Gäste und
dem dazugehörigen Busfahrer auf, die sich kurzerhand ihre Shirts
auszogen und sich ein Sonnenbad gönnten. Immerhin war die
Aussicht auf eine knackige Bräune erfolgsversprechender als der
Auftritt ihres Teams, das den flinken und engagierten Kickern
aus Neuhof in allen Belangen unterlegen war. Bei der Heimelf
han-delte es sich zu meiner Verwunderung um ausschließlich
ausländische Spieler, die nur einen Akteur mit deutschem Pass
aufboten. Warum nicht, ein zweites Energie Cottbus hatte ich
hier jedoch nicht erwartet.
Die Verständigung
untereinander funktionierte scheinbar multilingual und der SV
Neuhof dominierte die Begegnung über die gesamte Spieldauer.
Fytopoulos markierte in der 28. Minute im Dietkirchener
Abwehr-Chaos überlegt das 1:0, das zugleich der
leistungsgerechte Pausenstand war. Spätestens in der zweiten
Hälfte hätte man jedoch deutlich mehr als die zwei weiteren
Treffer erzielen können oder gar müssen. So kullerte der ein
oder andere Ball am Tor vorbei, landete am Pfosten oder wurde
vom gut aufgelegten Gäste-Schnapper pa-riert. Zumindest blieb
die Partie zu jeder Zeit unterhaltsam und nach 90 Minuten kehrte
ich dem Glückauf-Stadion und dem Monte Kali das Heck zu und
entschwand über die A66 in Richtung Ruhrgebiet.
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