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Schon vor dem 34. Spieltag stand fest, dass
der FC Schalke 04 die Schmach des desaströsen Bundesliga
Abstiegs im vergangenen Sommer nach nur einer Spielzeit wieder
ausgebügelt hat. Der letzte Spieltag war jedoch trotz seiner
vermeintlichen sportlichen Bedeutungslosigkeit ein besonderer.
Der Mythos vom Schalker Markt sollte hierfür beim Ruhmreichen in
Franken gastieren. Rund um das Spiel bevölkerten gut 20.000
Schalker die Stadt und sorgten für eine beispiellose Atmosphäre
in den Kneipen und Biergärten. Spätestens beim Einchecken in
unsere Unterkunft kamen wir in den „Genuss“ der blau-weißen
Invasion. Die Schlange reichte hier bis aus dem Hotel heraus und
in der Lobby bejubelten etliche Schalker den gescheiterten
Versuch der Hertha auf direktem Weg die Klasse zu halten. Andre
und ich verstauten unsere Rucksäcke, machten uns frisch und
fanden nach mühsamer Suche einen freien Platz in einem der
zahlreichen Biergärten Nürnbergs. Später stießen wir zum Rest
der Gruppe hinzu und ließen den Abend vergleichsweise ruhig
ausklingen, während vielerorts die Lokale regelrecht
leergesoffen wurden.
Am Sonntagmorgen begaben Andre und ich uns
zu Fuß in Richtung Valznerweiher. Der FCN lud hier die Fans
beider Lager zum gemeinsamen Fest ein. Den Rahmen hierfür
bildeten die direkten Duelle aller Jugendmannschaften mit dem
Kräftemessen der Schalker und Nürnberger U17 als
vorrübergehendes Highlight. Schon diese flotte und attraktive
Partie machte Lust auf mehr und so fanden wir uns – nun wieder
in größerer Runde – recht früh und voller Vorfreude im
Max-Morlock-Stadion ein. Die von mir besorgten Tickets auf der
Gegengerade grenzten an den offiziellen Gästeblock und bildeten
somit einen Teil der riesigen blauen Wand mit der Südkurve als
Epizentrum. Die Stimmung war von Beginn an euphorisch bis
grandios und wurde nur durch einen zwischenzeitlichen
Notarzteinsatz und die gnadenlos knallende Sonne etwas in Schach
gehalten. Nach einer Viertelstunde stand das Achteck Kopf und
schüttelte eben jenen ungläubig. Zalazar bewies im Mittelfeld
eine gute Übersicht und überraschte FCN-Keeper Klaus mit einem
Distanzschuss aus 60 Metern, der sich tatsächlich wunderschön
ins Eck senkte und dort neben dem verdutzten Schnapper zappelte.
Schalke war somit früh in Front und konnte sich im Nachgang des
Öfteren bei Ralle bedanken, der im letzten Saisonspiel ran
durfte und einige gefährliche Bälle entschärfte.
In der Pause gratulierten die Ultras
Nürnberg ihren Gelsenkirchener Brüdern und schmückten unsere
Kurve mit einem Geburtstagsbanner anlässlich des 20-jährigen
Bestehens der UGE. Bis hierhin machte es richtig Spaß und das
sollte sich auch in den kommenden Minuten nicht ändern. Beide
Mannschaften schenkten sich nichts und so musste der Gast vier
Minuten vor Schluss den Ausgleich durch Schleimer hinnehmen.
Schalke war zwar auch mit einem Unentschieden „Meister“ und
hatte doch etwas gegen die friedliche Teilung der Punkte. Nur
zwei Minuten nach dem Ausgleichstreffer traf Terodde nicht nur
zum 2:1 aus Schalker Sicht, er markierte auch sein 30.
Saisontor. Dabei sollte es auch bleiben und so beendete Schalke
die Saison nicht nur als Aufsteiger, sondern auch als
Spitzenreiter. Was danach passierte, machte mich einfach nur
wütend und traurig. Abermals stürmten hunderte und später
tausende Selbstdarsteller das Spielfeld, beschädigten Rasen und
Co., belagerten die Mannschaft und verhinderten damit eine echte
Feier. Wir beobachteten das fragwürdige Spektakel, wie auch die
aktive Fanszene, aus der Ferne und brachen wenig später wieder
auf gen Pott.
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