Mit dem Start der Oberliga Mittelrhein
sollte auch die letzte nationale höherklassige Liga in den
Spielbetrieb der Saison 2022/23 starten. Nun ist die
Mittelrheinliga kein wirklicher Knaller und strotzt weder vor
traditionsreichen Teams, beeindruckenden Grounds oder vor
spielerischer Qualität. Dementsprechend froh kann man sein, wenn
man durch die Aufstiege nur zwei neue Spielstätten abhaken muss.
Ein Oberliganeuling sollte am Freitagabend mit einem
vorgelagerten Auftaktspiel die Saison am Mittelrhein feierlich
eröffnen. Der Verband bescherte diesen Rahmen dem TuS Königsdorf
aus Frechen und setzte als Kirsche auf der Torte gleich das
Derby gegen Frechen 20 an. Dementsprechend schnell wanderte die
Partie in meinen Terminkalender und ich freute mich darauf, den
recht gurkigen Ground zumindest in einem interessanten Rahmen
besuchen können. Im Anschluss an meinen Feierabend ging es also
vorbei an Köln in den Frechener Stadtteil Königsdorf. Der
örtliche TuS Blau-Weiß kickt hier nach mehreren Aufstiegen in
Folge plötzlich fünftklassig. Unter dem jungen Trainer Albert
Deuker will die Truppe dort gut mitspielen und wird nach meinem
ersten Eindruck alles andere als Kanonenfutter sein.
Rund um die Sportanlage Pfeilstraße
herrschte bei meiner Ankunft bereits Volksfeststimmung. Laut
Wikipedia „bietet diese Platz für 1500 Zuschauer. Es wird auf
Kunstrasen gespielt.“ Mehr gibt es nicht zu berichten. Immerhin
wurde das Gelände durch den Verband geschmückt und auf der
vermeintlichen Gegengerade stand (zumindest für diesen Tag) eine
kleine Stahlrohrtribüne mit roten Schalensitzen. Das Bier wurde
fleißig gezapft und ein paar jüngere Vereinsmitglieder
verkauften an einem Fanshop-Stand ein buntes Sammelsurium an
Trikots der TuS. Im Rahmen der Saisoneröffnung ehrte der FVM vor
dem Anpfiff in allen denkbaren Altersklassen die fairsten Teams
der vergangenen Spielzeit. Wirklich viel Aufmerksamkeiten
bekamen die Preisträger nicht. Das lag jedoch nicht nur an der
ermüdenden Präsentation, sondern auch am Geschehen rund um das
Tor zu meiner linken. Während des Warmschiessens der Gäste brach
dort der Pfosten. Da Marcel Reif und Günther Jauch nicht zur
Verfügung standen, durften wir Zuschauer uns selbst unsere
Gedanken zum „Pfostenbruch von Königsdorf“ machen. Unter dem
Gelächter der Schaulustigen reparierten ein paar fleißige Hände
die Bruchstelle im Torwinkel mit Panzertape. Ich sag mal so, es
wurden schon Spiele wegen weniger nicht angepfiffen.
Hier traute sich das Schiedsrichtergespann
jedoch nicht, die Veranstaltung zu sprengen und schickte das
Auftakt-Derby mit einer zehnminütigen Verspätung auf die Reise.
Knapp 500 Zuschauer sahen einen munteren Beginn. So munter, dass
der Vorjahresvierte beim Aufsteiger bereits nach vier Minuten
durch einen traumhaften Volleytreffer in Führung ging.
Königsdorf erholte sich schnell von diesem Schock und kämpfte
sich mit fortlaufender Zeit ins Spiel. Ein Abstimmungsfehler in
der Hintermannschaft der Gäste tat sein Übriges und bescherte
den Hausherren nach 34 Minuten den Ausgleich. Noch vor der Pause
konnte die Spielvereinigung Frechen reagieren und ein strammer
Schuss schlug aus 15 Metern zum zwischenzeitlichen 1:2 im linken
Toreck ein (43.). Bis dato war das Spiel attraktiv und auch der
Pfosten hielt. Mit dem im Verlauf der zweiten Hälfte
einsetzenden Gewitter konnte Königsdorf ausgleichen und ich
verließ den Platz noch halbwegs trocken und ohne weitere Tore zu
verpassen.
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