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Mein letzter Besuch bei den Freunden des FC
Twente war mittlerweile schon einige Jahre her. In diesen Jahren
hatten die Tukkers eine durchaus spannende Entwicklung genommen,
die man so vielleicht auch auf den FC Schalke übertragen kann.
2017/18 stieg man als langjähriger Wettbewerber um die
Spitzenplätze der Eredevisie aus eben jener ab und direkt wieder
auf. Langsam kämpfte man sich schließlich in die gewohnte
Umgebung zurück und konnte nach einem guten vierten Platz in der
vergangenen Spielzeit einen Startplatz im Europapokal buchen.
Okay, es handelte sich lediglich um die Teilnahme an der Quali
für die Conference League, aber auch hier warten interessante
Duelle. Twente startete in der 3. Qualifikationsrunde in den
Wettbewerb und konnte den serbischen Vertreter FC Cukaricki
recht mühelos ausschalten. Spannender wurde es dann in der Play
Off-Runde. Mit dem AC Florenz stand eben eines jener Duelle mit
einem mehr als interessanten Gegner an. Vor allem in der zweiten
Hälfte der 90er Jahre prägten die Violetten mit Superstar
Batistuta den italienischen Fußball. Auch wenn dieser Glanz
mittlerweile etwas verblasst ist, bleibt der Klub aus der
Toskana ein großer Name.
Im Anschluss an die knappe Niederlage im
Hinspiel in Italien (1:2) sicherte ich Alex und mir für das
Rückspiel in Enschede zwei Tickets im Vorverkauf. Nicht nur bei
uns zogen der Gegner und die Alles-oder-Nichts-Situation des
Spiels, sodass die Tukker recht schnell „uitverkocht“ melden
konnten. So saßen wir am Donnerstagnachmittag im Auto Richtung
Nordwesten und kamen nach eineinhalb Stunden Fahrt am Grolsch
Veste an. Nun trennte uns nur noch das pervers steile
Treppenhaus vom Stadionbesuch. Mit schweren Beinen erreichten
wir schlussendlich den Oberrang und steuerten natürlich zuerst
einen der Imbiss-Stände an. Mit dem Twenteham wartete hier
schließlich das wohl leckerste Stadionessen der Galaxie auf uns.
Als Verfechter der klassischen Mantaplatte habe ich bei meinen
Fußballreisen schon einige Exoten „getestet“. Brotsticks im
Baltikum, Nudelpfanne in Aue, Pie in England oder Döner beim FSV
Duisburg (um nur einige zu nennen) – der Schinken Burger in
Enschede sticht sie alle aus. Stilecht zur 100db lauten
Gabba-Mucke auf den Rängen wanderte der Burger in meinen Magen
und ich musste mich zügeln nicht direkt im Anschluss einen
zweiten zu ordern. Kulinarisch war das Ganze so oder so ein
Erfolg und trotzdem war der Sport heute natürlich mindestens
genauso wichtig.
Twente benötigte an diesem Donnerstagabend
einen Sieg, so viel war klar. Da die Auswärtstorregel Geschichte
ist ging es lediglich um dessen Höhe. Ein Tor Vorsprung würde
uns in die Verlängerung schicken, ein höherer Sieg den Einzug in
Gruppenphase ohne diesen Umweg perfekt machen. Der Vak P war gut
aufgelegt und begrüßte sein Team mit einem Fahnenmeer und
durchweg ordentlich lauten Gesängen. Die knapp 200 mitgereisten
Gäste aus der Toskana präsentierten sich vornehmlich
oberkörperfrei und fielen eher durch mehrere stumpfe Böller- und
Fackelwürfe in den angrenzenden Familienblock, als durch ihre
Lautstärke, auf. Die Geschichte des Spiels ist indes schnell
erzählt. Twente erkämpfte sich einige Chancen, scheiterte jedoch
mitunter tragisch vor dem gegnerischen Tor. Die letzten Minuten
spielten die Hausherren in Überzahl und hatten in der letzten
Aktion des Spiels gar den entscheidenden Treffer auf dem Kopf.
So ging ein flottes, intensives und offenes Spiel am Ende leider
torlos zu Ende. Gleiches galt für den Europapokalausflug des FC
Twente.
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