|
Am 4. Spieltag der neuen Saison stand für
die Knappen ein Duell auf dem Plan, von dem man nicht so richtig
wusste, wo es einzuordnen ist. Mit dem 1. FC Union kam ein
unglaublich interessanter Club aufs Berger Feld. Die Eisernen
sind ein noch recht junger Bundesligist, der es entgegen aller
Unkenrufe geschafft hat, nicht nur dem Abstiegskampf in jeder
Spielzeit gekonnt zu entgehen, sondern stattdessen in diesem
Sommer den zweiten Europapokaltrip in Folge buchen konnte. Auch
wenn man es nicht gerne zugibt, guckt man entsprechend neidisch
auf die Entwicklungen in Köpenick, zumal sich der Verein selbst
trotz des unerwarteten Erfolgs so treu wie möglich bleibt. Das
eingegangene finanzielle Risiko unter der Führung des
Ex-Schalkers Ruhnert trägt dabei richtig dicke Früchte und so
lange alles gut geht, ist das Eingehen von Risiken keine falsche
Sache. Auf Schalke kann man schließlich ein Lied darüber singen,
wie man unabhängig vom sportlichen Mehrwert viel Geld sinnlos
verbraten kann. Nichtsdestotrotz schätzten nicht nur die
Wettanbieter, sondern auch meine Gäste aus Berlin die
Ausgangslage durchaus ausgeglichen ein. Julie, Rico, Eisi und
ich konnten daher im Vorfeld des Spiels bei Bier und Snacks am
Kofferraum recht munter über die aktuellen Entwicklungen rund um
unsere Clubs diskutieren.
Während der FCU einen tadellosen Start
hinlegte und die UEFA-Cup-Auslosung einzuordnen hat, ist es für
Schalke an der Zeit, die recht ordentlichen Leistungen der
letzten Wochen auch auf dem Punktekonto sichtbar zu machen. Da
ich die Partie gemeinsam mit den Unionern verfolgen wollte,
unterstützte ich die Knappen nach einer kleinen Führung übers
Berger Feld von der Gegengerade. Zwischen dem Gästeblock und der
Nordkurve positioniert war es eine durchaus interessante
Situation die Lieder beider Lager aus dem Effeff zu können.
Einem Lied sollte der Gast – ohne, dass das wohl einer Person im
Block klar war – Taten folgen lassen. „Eine Abwehr aus Granit –
So wie einst Real Madrid…“ heißt es im Text des nicht ganz so
exklusiven Fangesangs. Bevor dieser Fakt zum Tragen kam, sahen
wir ein anfangs sehr offenes Spiel. Nicht nur ich fand die
Hausherren im ersten Durchgang sogar besser. Leider lag
königsblau zu diesem Zeitpunkt bereits 1:3 hinten und hatte nur
noch theoretische Chancen etwas Zählbares im Pott zu behalten.
Die Eisernen präsentierten sich indes
unglaublich effektiv. Wenn du dann zur Pause drei Treffer auf
der Habenseite hast, ist das schlussendlich auch kein Glück,
sondern Qualität. Selbst dann, wenn du nicht wirklich überlegen
warst. Die Ansprache in der Schalker Kabine muss grandios
gewesen sein und hatte mit Wiederanpfiff das prompte 1:4 zur
Folge. Spätestens jetzt wussten beide Fanlager nicht mehr wie
Ihnen geschieht. Die Unioner steuerten auf ihren höchsten
Bundesligasieg zu, während der S04 seine Anhänger an die
„Glanzzeiten“ der Saison 2020/21 erinnerte. In der
Abstiegssaison verlor man die Spiele nicht nur, sondern gab
diese regelmäßig komplett her und ließ sich abschlachten. Ein
Netz oder einen doppelten Boden suchte man vergeblich und
schaltete das Radio (ins Stadion durfte man häufig nicht) besser
aus bevor es ganz schlimm wurde. Ja, heute wurde es mal wieder
ganz schlimm. Unions Joker und Kräuterhexe Sven Michel schenkte
dem S04 in den Schlussminuten zwei weitere Buden ein und
bescherte den Eisernen den schon angesprochenen höchsten Sieg im
Oberhaus. Nur ein Mal verlor Schalke in der Arena mit 1:6.
Einst, im Februar 2014 schoss Real den S04 aus der Arena (je 2x
Bale, Benzema und Ronaldo).
|
|