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Die Zeit der lauen Sommertage, in denen man
mit kurzen Hosen und kaltem Bier an der Bande lehnt, neigt sich
langsam dem Ende zu. Umso mehr gilt es, die Ausläufer des
Sommers an der frischen von Bratwurstdurft geschwängerten Luft
an einem Sportplatz seiner Wahl zu genießen. An diesem Sonntag
im September fiel diese Wahl auf das nördliche Rheinland-Pfalz.
Bevor es jedoch zum Fußball nach Mülheim-Kärlich ging,
verbrachten Alex und ich die Mittagszeit im nahegelegenen
Koblenz. Bisher verweilte ich in der Stadt am Deutschen Eck nur
im Rahmen zweier Spiele der TuS Koblenz. Da das Stadion
Oberwerth nicht mit seiner Innenstadtlage glänzen kann, blieben
mir Einblicke in diese bisher verwehrt. So konnten wir uns in
knapp vier Sightseeing-Stunden durch eine der ältesten Städte
Deutschlands wurschteln und teilten unser Interesse mit etlichen
Rentnergruppen, die zumeist im Rahmen von Flusskreuzfahrten in
Koblenz Halt machten. Der zweite Stopp des Tages kam ebenfalls
nicht ohne Rentner aus. Diese legten jedoch ein etwas anderes
Verhalten an den Tag, als die treu hinter ihren Stadtführern
hinterherdackelnden Senioren in Koblenz.
„Saarländer, Muffländer!“ schimpfte unser
Lieblingsrentner im Schul- und Sportzentrum Mülheim-Kärlich über
den Schiedsrichter des Spiels zwischen der SG 2000 und der TSG
Pfeddersheim. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Hausherren in der
Oberligapartie der Nordstaffel der Rheinland-Pfalz-Saarland-Liga
bereits mit 0:3 hinten. Dabei hatte der Tag in Mülheim-Kärlich
recht stimmungsvoll begonnen. Auf der weitläufigen Anlage der
10.000-Einwohner-Stadt war einiges los. Die Handballer
bestritten ein Jugendturnier samt Rahmenprogramm und auch die
kickenden Nachbarn der im Millenniumjahr durch eine Fusion
entstandenen Sportgemeinschaft luden zum Familienfest ein.
Dementsprechend versammelten sich stolze 250 Schaulustige aller
Altersklassen um den Sportplatz, auf dem es in wenigen Minuten
um die Plätze in der Aufstiegsrunde der Oberliga RPS ging. Die
Anlage präsentierte sich gepflegt und bot mit seinen
längsseitigen Stufen auf der Seite des Funktionsgebäudes
reichlich Platz. Zu meinem Wohlbefinden trugen zudem das
einheimische Bier sowie die Mantaplatte mit Rindswurst bei.
Abgerundet wurden die perfekten Bedingungen durch die
spätsommerliche Sonne, die nur selten von vereinzelten Wolken
verdeckt wurde.
In den ersten Minuten nach dem Anpfiff
traute ich dann Augen kaum. Auch Alex ordnete das Dargebotene
gleich richtig ein, als sie sich bei mir versicherte, ob hier
wirklich die beiden ersten Mannschaften aufeinandertrafen. Beide
Teams spielten einen heillos unorganisierten und
fehlerbehafteten Fußball, den ich so aus anderen Oberligen nicht
gewohnt bin. Hier hätte ich locker mitspielen können. Betrunken
in Badelatschen. Dieser Eindruck relativierte sich dann im Laufe
der Zeit – jedoch nur in Bezug auf die Gäste. Der Wormser
Stadtteilclub konnte immer wieder vor das Tor der völlig
überforderten Hausherren stoßen und nutzte seine Chancen im
ersten Durchgang eiskalt. Nach einer halben Stunde köpfte Haber
einen Freistoß gekonnt ins lange Eck. Acht Minuten später
verwertete der bärenstarke und beim FCK ausgebildete Chahloul
einen langen Pass überlegt zum 2:0 und mit dem Pausenpfiff
bescherte ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung den Gästen gar
das 3:0. Die Zuschauer waren zu Recht nicht gerade glücklich
über die Leistung ihres Teams. Wie so oft projizierte sich die
Wut gegen Ende des Spiels auf das Schiedsrichtergespann. So war
ja nichts Anderes zu erwarten, schließlich kamen diese aus dem
Saarland. Immer diese Muffländer…
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