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„Stau auf der A1 auf Höhe Lohne/Dinklage“.
Jeder, der sein Auto in den letzten Monaten und Jahren durch
Deutschlands Nordwesten bewegt hat, wird diese Meldung aus dem
Verkehrsfunk kennen. Durch die kilometerlange Dauerbaustelle
zwischen Osnabrück und Bremen, wurde die 30.000-Einwohner-Stadt
im Oldenburger Münsterland auch überregional zu einem Begriff.
Seit diesem Sommer trägt jedoch auch der örtliche Fußballklub
zur Bekanntheit der Stadt bei. Die TuS Blau-Weiß konnte die
letzte Spielzeit als Meister der Oberliga Niedersachsen beenden
und zugleich den Landespokal gewinnen. Folgerichtig stieg man
erstmals in die Regionalliga Nord auf und durfte beim Debüt im
DFB-Pokal mit dem FC Augsburg einen etablierten Bundesligisten
im Heinz-Dettmer-Stadion begrüßen.
Gegen den FCA konnte man das Spiel lange offen gestalten,
ehe gegen Ende die Kräfte schwanden und man schlussendlich doch
standesgemäß mit 0:4 verlor. Eben jenes Pokalwochenende, durch
das man den zeitgleich stattfindenden Ligaauftakt verpasste,
bescherte mir den heutigen Nachholtermin unter der Woche. Nach
dem Feierabend stieg ich ins Auto und bereitete mich mental auf
die anstehende Fahrt inklusive des besagten Staus vor.
Schlussendlich lotste mich mein Navi in weiser Voraussicht über
die Landstraßen, sodass ich sehr zeitig in Lohne landete.
Vor Ort warteten bereits der Mannschaftsbus
der heutigen Gäste aus Kiel und die ersten interessierten
Zuschauer auf mich. Zur Begrüßung des Besuchers aus dem Ruhrpott
schallte sogar Grönemeyers „Bochum“ über den Rasen des Stadions.
Nicht nur musikalisch fühlte ich mich wohl und willkommen. Die
Anlage der Blau-Weißen konnte einen schon neidisch machen. Neben
der gemütlichen Sitzplatztribüne und der gegenüberliegenden,
erhöhten Gegengerade mit einigen Stehstufen wartete man mit
einem großen Funktionstrakt inklusive Vereinsheim auf und nannte
eine hochmoderne Videotafel sein eigen. Auch die
Verpflegungssituation war vorbildlich. Je drei Fress- und
Bierstände versorgten die immerhin 800 Zuschauer bei diesem
Mittwochabendspiel ohne große Wartezeiten. Die familiäre
Stimmung, bei der jeder jeden kannte, fiel von Anfang an positiv
auf und sorgt in Kombination mit der reibungslosen Organisation
eben auch dafür, dass selbst unter der Woche gegen die Amateure
eines Zweitligisten fast 1000 Fans ins Stadion pilgern.
Natürlich vereinte alle Anwesenden der Wunsch, dass die TuS sich
mit einem Sieg so langsam in der neuen Liga etabliert. Doch die
Partie vom 1. Spieltag startete unter den zaghaften Anfeuerungen
des selbsternannten „Supporters Club“ ebenso verhalten.
Nachdem die Hausherren am Wochenende im
Derby den BSV Rehden besiegen
konnten und den zweiten Saisonsieg feierten, war hier von
Schwung oder ähnlichem wenig zu merken. Meint man es gut, könnte
man dem mauen Kick immerhin den Stempel eines „Kampfspiels“
aufdrücken. Dementsprechend war der traurige Höhepunkt der
ersten Hälfte die Verletzung des Kielers Ejesieme, der nach
einer halben Stunde humpelnd und gestützt den Platz verlassen
musste. Vielleicht konnte die bis dato beste Chance
als Initialzündung für
die zweiten 45 Minuten dienen, als Faris Moumouni dem Schuss
seines Teamkollegen nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte und
somit der Pausenführung der Jung-Störche auch bildlich „im Weg
stand“ (43.). Als es weiter ging, erhellte bereits das Flutlicht
den Platz und mit etwas Sentimentalität trauerte ich bereits dem
Sommer entgegen. Immerhin blieb das Wetter an diesem Abend
stabil, wenn auch die zusätzlichen Lagen, die sich meine
Nachbarn und ich mit der Zeit überstreiften bereits herbstlich
anmuteten. Mitte des
zweiten Durchgangs zelebrierten die Kieler eine kurze aber
intensive Druckphase. Zwischen der 60. und 70. Minuten landete
der Ball dabei drei Mal am Pfosten der Hausherren. Immerhin der
erste dieser „Treffer“ hatte ein Tor zur Folge (62.). Gueyes
Schlenzer an den Innenpfosten markierte sogleich den einzigen
Treffer der Begegnung und ließ Lohne somit mit leeren Händen
zurück. Ich startete in die Nacht und setzte meinen Weg nach
Hamburg fort, wo am Donnerstag die nächste Regionalligapartie
auf mich warten sollte.
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