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Nach dem Mittwochabendspiel zwischen Lohne
und Kiel setzte ich mich zügig ins Auto und schrubbte noch in
der Nacht die knapp 200 Kilometer bis Hamburg weg. Hier wartete
bereits Felix auf mich und nach einem Jever zum Absacken ging es
in die wohlverdiente Nachtruhe. Großzügige Home
Office-Regelungen machten es mir am Donnerstag möglich, aus der
Hansestadt zu arbeiten und die Partien in Lohne und Eimsbüttel
miteinander zu verbinden. Nachdem mich Felix am Nachmittag noch
bei einigen kurzen FIFA-Runden verprügelt hatte, war ich wieder
auf Achse. Ich kämpfte mich durch den Feierabendverkehr aus
Altona nach Eimsbüttel und enterte einen der rar gesäten
Parkplätze rund um den heutigen Spielort. Die U21 des Hamburger
SV bespielt unweit des Tierparks Hagenbeck den kleinsten Ground
der Regionalliga Nord. An diesem Donnerstagabend gastierte mit
dem VfB Lübeck zugleich der größte Klub der Liga bei den kleinen
Rothosen. Unter diesen Voraussetzungen war ich schlussendlich
froh, dass ich den besagten Parkplatz ebenso ergatterte wie die
Eintrittskarte und einen passablen Stehplatz.
Die Organisation rund um die Partie war
„spannend“. Bei allen noch zu erwähnenden Besonderheiten kam den
Verantwortlichen die Fanfreundschaft zwischen den Hamburgern und
Lübeckern zu Gute. Eine Fantrennung entfiel dementsprechend und
vereinfachte zumindest auf den ersten Blick einige Abläufe. Der
HSV nutzte lediglich eine der bis zu drei Stehplatzbereiche der
Wolfgang-Meyer-Sportanlage und sorgte damit zumindest bei den
Gästen, die den Großteil des Publikums ausmachten, für
Verwunderung. So bezogen die aktiven Lübecker in erster Linie
die Sitzplatztribüne, während sich die gemäßigten Schaulustigen
in den einzig offenen Stehplatzblock zwängten. Wollte man auf
Toilette musste man die Anlage komplett verlassen und die
Sicherheitskontrollen erneut passieren. Anders als noch in
Lohne, war auch die Versorgung mit Getränken und Speisen
augenscheinlich überlastet und überfordert. Selten habe ich eine
so dilettantische Organisation rund um ein Regionalligaspiel
erlebt. Das urkomische Highlight dieser Auswüchse war einer der
Ordner, der es sich unnötiger Weise zur Aufgabe machte, einem
sportlichen Kieler mit Stehplatzkarte den Zutritt zum Fanbereich
unterm Tribünendach zu verwehren. Der Westenmann öffnete hier
die Büchse der Pandora und wurde in eine Schubserei verwickelt,
an dessen Ende er zu Boden ging. Diesen Schock beantwortete er
mit einem unbeholfenen Karatekick, ehe sich die Lage dank dieser
lächerlichen Attacke schleunigst beruhigte.
Das war es dann jedoch fürs erste mit der
Action. Nachdem die Zuschauer mit einigen Abschlach!-Hits ganz
nach meinem Geschmack eingegroovt wurden, folgte viel
Ernüchterung. Für mich, da der Support der Gäste sehr schleppend
anlief und für die Allgemeinheit, da der Tabellenführer und Gast
doch deutliche Anlaufschwierigkeiten offenbarte. Statt einer
Lübecker Machtdemonstration gegen die blutjungen Rothosen,
gingen diese nach einer Viertelstunde in Führung. In einer
kurzen aber intensiven Druckphase konnte Beleme einen Abpraller
verwerten. Ja, der
Klassenprimus war durchaus feldüberlegen, musste aufgrund des
flinken und trickreichen Gegners jedoch mit Netz und doppeltem
Boden agieren. So dauerte es bis zur 78. Minute, bis der VfB
unter großem Jubel den langersehnten Ausgleich verbuchen konnte.
Trotz nun klarer Ausrichtung der Lübecker reichte es nur fürs
Remis. Für mich ging es sportlich weiter. Ich hatte nun knapp
vier Stunden Fahrt zurück in den Pott vor der Brust.
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