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Was macht man nach einem Trip, der einen am
Mittwoch aus dem Ruhrgebiet über Lohne nach Hamburg und am
Donnerstag durch die Nacht wieder zurück führte? Richtig, man
lässt die Woche am Freitag nach Dienstschluss in Neuwied-Engers
ausklingen. Mehr informierend als motivierend fragte ich am
Mittwoch nach Daniels Interesse, am Freitagabend das Derby
zwischen dem FV Engers und Mülheim-Kärlich zu besuchen. Die
erschreckend positive Antwort überraschte mich dann doch und so
rollten wir in den letzten Ausläufern des Feierabendverkehrs gen
Süden. Auf der Fahrt hatte Daniel genug Zeit, mich über seine
Begeisterung für den amtierenden Rheinlandpokalsieger
aufzuklären. So spielte der Neuwieder Stadtteilklub im Sommer
2020 im Zuge seiner ersten DFB-Pokalteilnahme unter
Corona-Bedingungen beim VfL Bochum. Hierbei verwöhnte der
Profiklub seine Gäste mit Kost und Logis und zwischen den
ungleichen Kontrahenten entwickelten sich in Folge lose
Sympathien. Eine Geschichte, die man im durchkommerzialisierten
Fußballzirkus gerne mitnimmt und auch mich freudig stimmte.
Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt
landeten wir gewohnt zeitig in der 5.000-Einwohner-Gemeinde und
parkten im Schatten des Wasserturms. Dieser dient nicht nur als
Landmarke, sondern auch als Namensgeber der benachbarten
Sportanlage. Während wir die ersten Fotos der Anlage schossen,
suchte Daniel mit mindestens einem Auge nach Spuren seines VfLs.
Auch wenn der Stadion-DJ das obligatorische „Bochum“ schuldig
blieb, konnte man einige Begegnungsschals und einen Wimpel im
Vereinsheim erspähen. Aber auch neben den blau-weißen
Devotionalien, machte die Anlage was her. Obwohl ohne
erwähnenswerten Ausbau gelangen ein paar schöne Schnappschüsse
samt Turm und Sonnenuntergang. Nach der Pflicht kam die Kür und
so tauschte ich den Auslöser meiner Handykamera gegen die erste
von zwei Rindswürsten und ein frisches Hachenburger. Das Bier
meiner Studienzeit schmeckte noch genauso bescheiden wie vor
zehn Jahren und ließ mich doch ein wenig in Erinnerung
schwelgen. Schließlich begann im Studium meine
„Hopper-Karriere“, die mich in ihren Anfängen auch über die
Dörfer und Fußballplätze der Region schickte. Gute 800 Spiele
später hatten wir nun das Derby zwischen Engers und
Mülheim-Kärlich vor der Brust.
Die Gäste durfte ich bereits am vergangenen
Sonntag in Aktion sehen und meine Erwartungshaltung war
entsprechend niedrig. Die Leistung der Mülheim-Kärlicher war so
unterirdisch, dass ich hier locker ein 5:0 prophezeite. Unter
den Augen der 350 Zuschauern, die alle Facetten des dörfischen
Lebens klischeehaft bedienten, entwickelte sich dann auch die
erwartet einseitige Partie. So betraten die Gäste den
gegnerischen Strafraum im ersten Durchgang nur ein einziges Mal
mit dem Ball am Fuß und waren mit dem 0:1-Rückstand zur Pause
bestens bedient. Dass die SG 2000 trotz der von mir besuchten
Katastrophenspiele im Mittelfeld der Nordstaffel der Oberliga
Rheinland-Pfalz/Saar rangiert, sagt wohl einiges über die Liga
aus. In der zweiten Hälfte wurde es dann wild und kurios. Im
Zigarettenrauch der benachbarten Bier trinkenden
Grundschulkinder sahen wir einen ungebremsten Sturmlauf der
Hausherren. Diese trafen mehrmals die Latte, forderten zwei Mal
einen Strafstoß und guckten einigen Bällen hinterher, die
schlussendlich um Haaresbreite das Tor verfehlten. Wie dieses
Derby nur 1:0 enden konnte, kann im Nachhinein wohl niemand
erklären.
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