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So langsam aber sicher befinde ich mich auf
dem Schlussspurt zu meinem 1000. Spiel. Meine Zählweise ist
dabei gewöhnungsbedürftig, da viele niedrigklassige
Amateurpartien und Freundschaftsspiele von mir weder
zielgerichtet besucht, noch gezählt werden. Zumindest
fußballerisch baue ich so auf Klasse statt Masse, auch wenn mir
durchaus bewusst ist, dass es groundtechnisch in unteren Ligen
echte Perlen gibt, die etliche Oberliga-Plätze locker in den
Schatten stellen. Auf dem Weg zum großen Jubiläum stellte mich
vor allem ein anvisiertes Spiel vor ungewohnte Probleme. Im
Rahmen des NFL London Games zwischen den Vikings und den Saints
besuchten Alex und ich am Vortag des Events die
Universitätsstadt Cambridge. Geplant war ein entspannter Trip
per Bahn ab London mit Sightseeing und Spielbesuch bei Cambridge
United. Im Vorfeld der League One Partie öffneten die Hausherren
recht zeitig den Vorverkauf. Zu meiner Verwunderung war für das
Drittliga-Duell mit Derby County jedoch eine Buchungshistorie
nötig. Diese hatte ich natürlich nicht und klapperte United-Fans
in Sozialen Medien ebenso ab wie die offiziellen Club-Kanäle.
Entweder wurden meine Anfragen nicht beachtet oder abschlägig
behandelt.
Hintergrund dieser restriktiven Handhabung
ist die Prominenz des Gastes. Während Cambridge seine zweite
Saison in Folge in der ungewohnt hohen dritten Liga kickt,
gehört Derby normalerweise zum Inventar der beiden höchsten
Spielklassen. So hatte ich den Spielbesuch schon abgehakt, als
mich Cambridges‘ Ticket Office am Freitagmorgen direkt nach
unserer Landung in London per Twitter kontaktiere und mir zwei
Tickets offerierte. Ich schlug natürlich sofort zu und stand
sogleich vor dem nächsten Problem. Aufgrund eines landesweiten
Streiks einer der größten Bahngesellschaften war unsere
Reisemöglichkeit nach Cambridge hinfällig. Trotz etlicher
Warnungen, nur wen absolut notwendig mit dem Zug zu Reisen,
wichen wir auf eine andere Gesellschaft aus, die uns tatsächlich
am Samstagmorgen transportierte. So verlebten wir einen
entspannten Tag zwischen den Colleges der vermeintlich besten
Universität der Welt. Scheinbar fanden trotz des Streiks genug
Touristen den Weg nach Cambridge, sodass sich die Innenstadt
mehr als gut gefüllt präsentierte.
Am frühen Nachmittag brachen wir bei bestem
Wetter auf und schlenderten am Fluss Cam entlang zum Abbey
Stadium. Dieses feiert im kommenden Jahr sein 100-jähriges
Bestehen und kommt entsprechend ursprünglich daher. Bis auf die
Hintertortribüne, auf der die 1.500 Gäste Platz nahmen, waren
die „Stands“ allesamt in die Jahre gekommen und auch die
Gegengerade, auf der sich unsere Stehplätze befanden, wirkte wie
aus der Zeit gefallen. Mir gefiel diese Atmosphäre, die
stimmungstechnisch insbesondere vom Anhang aus Derby getragen
wurde. Beide Clubs rangierten vor dem Spieltag im Mittelfeld der
Tabelle und kickten auch heute auf einem ähnlichen Niveau. Es
gab mehr Kampf als Struktur und Derbys Führungstreffer mit dem
Pausenpfiff kündigte sich nicht wirklich an. Man benötigte gar
ein abenteuerliches Luftloch des United-Verteidigers um das
erste Auswärtstor der Saison zu markieren. Frisch gestärkt mit
einer Portion Nachos und einem Pint Amstel ging es für den
zweiten Durchgang zurück in den Block. Mit Collins‘ zweitem
Treffer, dieses Mal nach schöner Vorarbeit und aus spitzem
Winkel (83.), verließen wir das Stadion. Aufgrund des Streiks
machten die Lokführer aller Bahngesellschaft um 18:30 Uhr
Feierabend, sodass der letzte Zug nach London erwischt werden
musste. Für die nächsten Spiele wünsche ich mir wieder weniger
Spannung beim Drumherum.
Fotos Sightseeing
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