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Im Oktober brachte uns der erste Marathon
nach einer dreijährigen Coronapause ins milde Lissabon. Nachdem
die Temperaturen in der Heimat in den letzten Wochen drastisch
abgesackt waren, tat der Aufenthalt unter der portugiesischen
Sonne richtig gut. Bei meinem bisher einzigen Aufenthalt in der
westlichsten Hauptstadt Europas konnte mich diese jedoch nicht
wirklich in den Bann ziehen. Der Trip im Herbst 2014 stand im
Schatten einer klaren Schalker Klatsche bei Sporting und hatte
auch keine bleibenden touristischen Erinnerungen geschaffen. So
machten wir uns am Tag nach der Anreise auf den Weg die
markantesten Punkte Lissabons zu erkunden, ehe es für Daniel und
mich am Abend zum ersten Spiel des Wochenendes ging. Da wir 2014
extra unsere Flüge umbuchten, um vor dem Schalker Spiel noch
Benficas Champions League-Heimspiel gegen Monaco mitzunehmen,
war das mit Abstand größte Stadion des Landes für mich keine
Unbekannte. Anders als vor acht Jahren, wo uns eine wilde
Taxifahrt nach der Landung gerade noch rechtzeitig vom Hotel zum
Stadion brachte, war die Anreise heute äußerst entspannt. Ein
kleineres Problem schafften wir uns selbst, als wir im Anschluss
an die U-Bahn-Fahrt den direkten Fußweg vom Stadion verpassten.
So kämpften wir uns durch die die biergeschwängerte Masse an
Benfica-Fans auf der „Partymeile“ und überquerten wagemutig die
angrenzende Schnellstraße.
Auch rund um das Estadio da Luz herrschte
trotz des baldigen Spielbeginns noch ein buntes Treiben. Ein
motivierter Schlagersänger schmetterte live einige Ohrwürmer in
die Menge, zu der auch wir kurzzeitig gehörten. Viel Mehrwert
hatte die Gesangsstunde für uns jedoch nicht, sodass wir uns
wenig später im Stadioninneren und hier zuerst am
Verpflegungsstand einfanden. Für mich gab es ein alkoholfreies
Bier und das landestypische, aber nur bedingt empfehlenswerte
Schweinescheiben-Brötchen „Bifana“. Etwas besser mundeten uns
unsere Plätze hoch oben auf der Gegengerade. Es fehlten nur eine
Handvoll Reihen bis zum Dach und so hatten wir aus zentraler
Position einen grandiosen Überblick über das bald einsetzende
Spielgeschehen. Bevor es losging sollte jedoch der
beeindruckende Weißkopfadler Aguia Vitoria direkt vor unserer
Nase zu seinem legendären Flug durch das weite Rund aufbrechen.
Nach der erfolgreichen Landung wurde die Hymne gesungen und der
zweitgrößte Verein der Welt konnte motiviert in das Duell mit
Wieder-Aufsteiger Rio Ave starten.
Die Mannen um PSG-Leihgabe Julian Draxler
starteten erwartet ballsicher und überlegen in die Begegnung.
Als souveräner Tabellenführer war der Auftrag der Heimelf
natürlich klar. Dementsprechend verwundert rieben wir uns nach
fünf Minuten die Augen, als der Ball binnen zehn Sekunden und
über vier Stationen den Weg von Rio Aves Keeper in den Kasten
der Hausherren fand. Der haushohe Favorit lag überraschend
zurück. Zweifel am Ausgang der Partie konnte man unter den
Benfica-Fans jedoch nicht ausmachen. Folgerichtig kombinierte
man sich wenig später gekonnt und fast lässig zum Ausgleich
(13.). Was dann weitere fünf Minuten später geschah, hatte so
sicherlich noch niemand erlebt. Rio Aves Keeper nahm einen
Rückpass mit dem Fuß an und lief mit diesem ins eigene Tor. Auch
nach mehr als zehn Jahren in den verschiedensten Ländern und
Stadien passieren Dinge, die man so noch nicht gesehen hat. Der
weitere Spielverlauf ist schnell erzählt. Benfica dominierte
spätestens jetzt die Begegnung und spielte diese ohne echten
Aufwand herunter, bevor es drei Tage später zum
Königsklassen-Duell mit PSG in die französische Hauptstadt ging.
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