|  | Am Samstagabend konnte ich meine Beine beim 
				Duell zwischen Benfica und Rio Ave ausruhen, ehe es zwölf 
				Stunden nach dem Abpfiff auf den 42 Kilometer langen Kurs von 
				Cascais zurück nach Lissabon ging. Den Lauf am Sonntagmorgen, 
				der zugleich mein zehnter Marathon war, brachte ich überraschend 
				gut über den Asphalt. Die flache Strecke am Meer lenkte 
				scheinbar lange genug von der Erschöpfung ab, sodass ich nur 
				etwas mehr als dreieinhalb Stunden bis zur Ziellinie im Herzen 
				der Stadt benötigte. Als direkte Belohnung gab es ein ganzes 
				Hähnchen in einem benachbarten nepalesischen Restaurant und am 
				Abend hatte ich das Erstliga-Duell zwischen Aufsteiger Casa Pia 
				und dem FC Vazela auf der Liste. Zwei Namen die auch ich zuvor 
				nicht kannte und entsprechend angetan vom überraschend starken 
				Ground war. Nach einer 83-jährigen Abstinenz spielt der 1920 
				gegründete Hauptstadt-Club den Großteil seiner Partien im 
				Nationalstadion auf einem Hügel der Nachbargemeinde Cruz 
				Quebrada. Für uns bedeute das zuerst eine Fahrt mit der Metro 
				zum Bahnhof Cais do Sodre, dessen Regionalbahnen an der Küste 
				entlangfahren und auch nahe des heutigen Grounds halten. 20 
				Minuten und 30 Höhenmeter nachdem wir am Bahnhof von Cruz 
				Quebrada ausgestiegen waren, standen wir schließlich vor dem 
				Estadio Nacional do Jamor. Das weitläufige Stadion wurde während des 
				zweiten Weltkriegs erbaut und kommt daher in alter Stadionmanier 
				daher. Auf zwei Rängen umkreisen 37.000 Sitzplätze nahezu das 
				komplette Feld und die Laufbahn. Lediglich am Portal bzw. dem 
				Marathontor klafft eine entsprechend große Lücke und gibt den 
				Blick auf den dahinterliegenden Hang frei. Zusammen mit den 
				imposanten Flutlichtmasten ist das Nationalstadion ein echtes 
				Schmuckstück, das man so nur noch selten findet. Neben dem 
				Finale des portugiesischen Pokals finden hier nun also auch 
				Heimspiele des Aufsteigers Casa Pia statt. Während die 
				Gastspiele der großen Clubs die Hütte ganz gut auslasten, war 
				das Interesse am Auftritt des kleinen FC Vizela denkbar gering. 
				Trotz einer Ticketpromotion, bei der man 3 Tickets zum Preis von 
				10 Euro erstehen konnte, kamen an diesem Sonntagabend keine 
				3.000 Fans. Alex, Mariano und ich freuten sich über den fast 
				geschenkten Eintritt und stießen mit abermals alkoholfreiem Bier 
				auf den neuen Länderpunkt der beiden an. Trotz des geringen 
				Zuschauerzuspruchs kann man sicherlich schlechtere Orte für 
				diesen Haken finden. Der Casa Pia Atletico Clube wurde vor mehr 
				als 100 Jahren für die Kinder der gleichnamigen 
				Bildungseinrichtung gegründet und stellte unter anderem vier 
				Spieler beim ersten Spiel der portugiesischen 
				Nationalmannschaft. Ende der 30er-Jahre war man 
				Gründungsmitglied der ersten nationalen Meisterschaft und stieg 
				sogleich im Premierenjahr als letztplatzierte Mannschaft ab. 
				Erst in diesem Sommer gelang die Rückkehr, die zugleich den 
				Umzug vom heimischen Estadio Pina Manique ins deutlich größere 
				und nur wenige Kilometer entfernte Nationalstadion bedeutete. 
				Hinter den vier bis fünf größten Klubs des Landes scheint 
				jedenfalls fußballerisch und fantechnisch nicht viel zu gehen. 
				Wir sahen ein nüchtern betrachtet recht schwaches Fußballspiel 
				mit wenigen Chancen, das nur sporadisch vom Publikum mit 
				eintönigen Gesängen begleitet wurde. Abwechslung brachte ein 
				Plausch mit einem Anhänger von Sparta Rotterdam, der äußerst 
				mitteilungsbedürftig daherkam. Die Partie ging an den Gast, der 
				den Höhenflug des gut in die Saison gestarteten Aufsteigers 
				stoppte und dank eines fein herausgespielten Treffers in der 67. 
				Minute mit 1:0 gewann. |  |