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Während wir beim Spiel in Thun noch im
Zwiebellook den kälter werdenden Temperaturen trotzten,
erwartete uns südlich der Alpen ein anderes Bild. Nachdem wir
den Sustenpass am Samstagmorgen überquert hatten, begrüßte uns
Lugano mit viel Sonne und Kurze-Hosen-Wetter. Viel Zeit
verbrachten wir jedoch nicht in der italienischsprachigen
Schweiz und brachen mit einem kurzen Abstecher nach Como gen
Mailand auf. In der Stadt des größten Erfolgs von Königsblau
verbrachten wir zwei Nächte und fanden uns schlussendlich am
frühen Montagnachmittag auf der Fähre in Richtung Korsika
wieder. Mit der Ankunft auf dem bergigen Eiland begann unsere
zehntägige Rundreise. Unser Landehafen Bastia diente sogleich
als erste Station unserer Route. Auch hier hatten wir für zwei
Nächte gebucht, die locker reichten um die zweitgrößte Stadt
Korsikas durchzuspielen. Am Abend unserer Ankunft wollten wir
jedoch gemütlich starten und machten uns vom Hotel aus auf den
Weg in ein Lokal. Bereits nach wenigen Minuten Fußweg fielen uns
die in nahezu allen Schaufenstern hängenden Flyer des SC Bastia
auf. Abseits meiner Planungen hatte sich für den heutigen Abend
plötzlich ein durchaus interessanter Kick aufgetan.
Ich hatte die Partie zwischen Bastia und
Bordeaux nicht auf dem Zettel, da bei der Veröffentlichung des
Spielplans noch nicht feststand, in welcher Liga der Krisenklub
Girondins Bordeaux in der laufenden Saison kicken würde. Erst
drei Tage vor Saisonbeginn einigten sich die betroffenen
Parteien auf die Teilnahme an der Ligue 2. Nachdem der Investor
dem Meister von 2009 den Rücken gekehrt hatte, sollte Bordeaux
ursprünglich gar in der dritten Liga starten. Aufgrund des
namhaften Gegners war die anstehende Partie das größte Spiel der
Saison für die Korsen und fiel zugleich auf den 90. Geburtstag
des heimischen Stade Armand Cesari. Da musste ich hin und so
drehten wir kurzentschlossen um und fanden uns wenig später im
Vorort Furiani wieder. Hier erleuchtete das 16.000 Zuschauer
fassende Stadion bereits den abendlichen Himmel und aus allen
Seitenstraßen des Industriegebiets strömten die Zuschauer in
Richtung Spielort. Dieser war 1992 Schauplatz einer Tragödie,
als eine temporäre Stahlrohrtribüne einstürzte und 18 Todesopfer
forderte. Seither wurde die Hütte mehrmals umgebaut und macht in
ihrer heutigen Gestalt wirklich was her.
Wir kauften die Tickets für das gut
besuchte, aber nicht ausverkaufte Spiel an der Tageskasse und
folgten den Menschenmassen in den Oberrang der Gegengerade.
Links von uns sang sich der richtig gut aufgelegte und durchweg
supportende Gästemob ein, während der Heimanhang die
bereitliegenden Fahnen schwenkte. Hier zeichnete sich ein
Hexenkessel ab und spätestens als etliche Bengalos und ein
mehrminütiges Feuerwerk den Einlauf der Mannschaften
begleiteten, war ich heilfroh, dieses Spektakel nicht verpasst
zu haben. Fußballerisch relativierte sich die Geschichte
natürlich, aber das war hier und heute durchaus nebensächlich.
So waren bis in die Schlussphase die größten Aufreger ebenfalls
den Rängen zuzuordnen, als Bierbecher flogen oder gegnerische
Spieler mit Laserpointern geblendet wurden. Kulinarisch konnten
Kastanienmehlbier und das Steak-Pommes-Baguette punkten. Wenige
Minuten vor Spielende konnten die Gäste nach einem Eckball per
Kopf die Führung erzielen und verpassten dem Null-zu-Null-Kick
doch noch einen Treffer (83.). Irgendwie passte dieses Ergebnis
jedoch nicht zum stimmungsvollen Abend, sodass Bastias
Last-Minute-Ausgleich durch einen direkt verwandelten Freistoß
selten so gut passte wie heute.
Fotos Sightseeing
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