Nach zehn wirklich starken Tagen auf
Korsika ging es Ende des Monats mit der Fähre zurück aufs
Festland. Ab Livorno kämpften wir uns durch Norditalien und
überquerten im St.-Bernard-Tunnel die Schweizer Grenze. Für die
kommenden zwei Nächte sollten wir uns in Genf aufhalten. Mit gut
200.000 Einwohnern ist Genf nach Zürich die zweitgrößte Stadt
der Schweiz und stand schon seit einiger Zeit auf der Liste
meiner zukünftigen Ziele. Nun war es also soweit und Alex und
ich erkundeten am Samstag bei erneut bestem Wetter die Stadt.
Genf präsentierte sich uns nicht nur sonnig, sondern auch
äußerst schön und sauber. Zudem ist die Stadt in vielen Belangen
rekordverdächtig. Am auffälligsten ist hier natürlich die
be-eindruckende 140 Meter hohe Wasserfontäne im Genfer See.
Zudem beherbergt die Stadt neben New York City die meisten
internationalen Organisationen und weist einen extrem hohen
Millionärs- und Ausländeranteil auf. Nach dem
Sightseeing-Marathon entspannten wir ein wenig ehe das vierte
Abendspiel der Reise auf dem Plan stand.
Die Regionalbahn beförderte uns vom
Hauptbahnhof in den südlichen Vorort Lancy, in dem der Servette
FC seine Heimspiele austrägt. Das Stade de Geneve ist mit 30.000
Plätzen nach dem St. Jakob-Park und dem Wankdorfstadion das
drittgrößte des Landes und alles andere als eine Augenweide.
Vielleicht ist der knapp 20 Jahre alte Bau gar eine der
hässlichsten Arenen (Grüße nach Paderborn), die ich in meinen
Jahren als Fußballreisender besuchen durfte. Sowohl von außen,
als auch von innen und laut Google Maps sogar von oben ist das
Stadion an Nüchternheit nicht zu übertreffen. Hier wurde der
Zweck klar über das Design gestellt. Passend zum lieblosen
Betonklotz war es auch rund ums Stadion erschreckend ruhig. Zwar
liegt der letzte der stolzen 17 Meistertitel der Genfer bereits
23 Jahre zurück, trotzdem war der Fanzuspruch inakzeptabel. Im
Stadion des Tabellenzweiten sollte beim Duell gegen den FC
Lugano nur jeder fünfte Platz besetzt sein. Immerhin hatten wir
so einen sehr ruhigen und gemütlichen Aufenthalt auf unseren
Top-Sitzplätzen im Familienblock.
Anders als bei den letzten Partien bekamen
wir bereits im ersten Durchgang einiges geboten. Die Hausherren
und Favoriten schraubten den Spielstand dank ihrer Lufthoheit
früh auf ein vermeintlich sicheres 2:0 (3. und 26.). Zeit genug
fürs Publikum eine äußerst merkwürdige Szene in der leeren Kurve
links von uns zu beobachten. Neben dem spärlich gefüllten
Gästeblock zogen plötzlich Ordnungskräfte auf, die eine Frau
beäugten, die sich auf der sonst leeren Tribüne aufhielt. Die
Dame wirkte weder gefährlich noch sportlich, sodass sich nach
einer kurzen Lagebesprechung nur noch zwei der Ordner um sie
kümmerten. Das mehrminütige Katz-und-Maus-Spiel wurde vom
Publikum mit Staunen und Applaus begleitet und endete unter dem
Jubel der Masse augenscheinlich erfolgreich für die flüchtende
Dilet-tantin. Den tieferen Grund für das Schauspiel konnte sich
niemand erklären. Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff gab es wieder
sportliche Nachrichten. Luganos Celar konnte den Ball im Fallen
ins Tor köpfen und wurde dabei vom Fuß des Genfer Torschützen
zum 1:0 im Gesicht getroffen. Celar blutete heftig und musste
ausgewechselt werden. Treter Roullier musste ebenfalls nach
einer Videoeinsicht (Scheiß VAR!) den Platz verlassen. Lugano
drückte im kompletten zweiten Durchgang aufs Tor der nun absolut
passiven Hausherren und konnte die Partie in den Schlussminuten
verdient ausgleichen. Zusätzlich zum spannenden Spielverlauf
beglückte uns die Genfer Kurve in Minute 60 zudem mit einer
stattlichen Pyroshow.
Fotos Sightseeing
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