Am Morgen nach dem 2:2 zwischen Genf und
Lugano saßen wir bereits früh wieder im Auto auf dem Weg zur
nächsten Partie der Schweizer Super League. Zwischen Genf und
unserem Zielort Sion pausierten wir für einige Stunden in
Lausanne. Die Stadt an der Nordküste des Genfer Sees konnte uns
bei unserem Stadtspaziergang nur bedingt überzeugen und bleibt
sicherlich nicht nachhaltig im Gedächtnis. Trotzdem hatte
Lausanne augenscheinlich mehr Sehenswertes zu bieten als unser
Zielort, den wir erst kurz vor dem Anpfiff um 14:15 erreichen
sollten. Weit sichtbar auf zwei Hügeln über der Stadt und dem
Stadion fallen einem hier zuerst das Schloss Tourbillon und die
gegenüberliegende Basilika auf. Zumindest entdeckten wir die
beiden Sehenswürdigkeiten deutlich früher als einen freien
Parkplatz in Stadionnähe, sodass wir schlussendlich auf einem
ALDI-Parkplatz einige Minuten vom Stadion entfernt zum Stehen
kamen. Augenscheinlich war in Sion deutlich mehr los als am Tag
zuvor in Genf. Dieser erste Eindruck täuschte uns nicht und so
sollten über 10.000 Zuschauer und damit doppelt so viele wie in
Genf den Weg ins Stade Tourbillon finden.
Immerhin gastierte an diesem
Sonntagnachmittag der amtierende Meister im Kanton Wallis.
Zuletzt noch Titelträger, reiste der FC Zürich am 14. Spieltag
jedoch als Tabellenletzter zum FC Sion. Leider sind mir die
Hintergründe für den Absturz des Traditionsklubs nicht bekannt.
Zumindest teilten die Fans ihrem Team vor dem Europapokalspiel
gegen Bodö/Glimt unter der Woche per Spruchband mit, dass sie
„die Schnauze voll haben“ von der bisherigen Saisonleistung. Da
sich unsere Plätze auf der Hintertortribüne neben dem Gästeblock
befanden, konnten wir heute keine entsprechenden Botschaften
erkennen. Immerhin schien der Sektor gut gefüllt zu sein, da
etliche Gäste auf die angrenzenden neutralen Plätze auswichen.
Einen besseren Blick hatten wir auf den ebenfalls ordentlich
ausgelasteten Heimbereich und die besagte Burg am Horizont. Im
Schatten des Tourbillon begrüßten die Anhänger des FC Sion ihr
Team mit einer netten kleinen Choreo aus drei Blockfahnen und
rot-weißen Pappen. Von da an bekamen wir jedoch deutlich mehr
vom räumlich näheren Gästeblock mit, der bereits früh Grund zum
Jubeln hatte.
Scheinbar nahm sich die Elf des FCZ die
Worte ihrer Anhänger zu Herzen und so konnte man sich bereits
nach acht Minuten gemeinsam über das sauber herausgespielte 0:1
durch Okita freuen. Wie auf Kommando zischte und rauchte es
neben uns und wenig später hatte der Gästeanhang weite Teile des
Stadions eingenebelt. Der Support blieb durchgängig stark und
auch das Glück war heute scheinbar auf der Seite der bis dato
arg gebeutelten Züricher. Die Offensive der Hausherren um
Superstar und Enfant Terrible Mario Balotelli brachte nicht viel
zu Stande und verfluchte zumindest an diesem Tag die Existenz
des VAR. Der Stimmungskiller erkannte dem FC Sion im
Spielverlauf zwei Treffer ab. Zusammen mit der äußerst dürftigen
Schiedsrichterleistung konnte einem dieser Regulierungswahn mal
wieder die Lust auf diesen eigentlich tollen Sport nehmen. Zum
Glück hatten wir mit beiden Teams keine Aktien, sodass wir zwar
über das Instrument, aber nicht über den Spielverlauf fluchen
mussten. Dieser blieb spannend und hatte noch einen
verschossenen Elfmeter der Gäste im Gepäck (75.). Der FCZ konnte
das Spiel über die Zeit bringen und fährt mit einem
Erfolgserlebnis zurück nach Hause. Auch wir starteten gen
Norden, wo für mich nach einem komplett internationalen Monat
wieder vornehmlich deutsche Stadien und Sportplätze warten.
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