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Üblicherweise wäre mein Plan für das erste
Wochenende nach dem Urlaub recht simpel aufgestellt. Schalke
sollte am Samstagabend im Weserstadion gastieren und am
Nachmittag hätte sich gar ein Doppler mit der Partie zwischen
Delmenhorst und Emden angeboten. Ich hatte mich jedoch
frühzeitig dem Sportfest meines Dienstherren in Hannover
verschrieben, das inklusive der Abendveranstaltung nahezu den
gesamten Samstag blockieren sollte. So stand ich also am
Vormittag selbst auf dem Kunstrasen einer austauschbaren
Soccerhalle und kickte mir die eingerosteten Gelenke wund.
Währenddessen hatte ich immer ein Auge auf der Uhr und nach dem
letzten Spiel unserer Truppe war ein kleiner Ausflug in die
Oberliga Niedersachsen weiterhin im Bereich des Möglichen. So
sprang ich flott unter die Dusche und saß wenig später im Auto
Richtung Burgdorf. Die Stadt in der „Metropolregion“ Hannover
beherbergt nicht nur einen durchaus bekannten
Handball-Bundesligisten, sondern kickt dank des SV
Ramlingen/Ehlershausen auch im Fußball höherklassig. Nach etwas
mehr als zwanzig Minuten Fahrt landete ich am Ramlinger
Waldstadion, in dem die Partie gegen das Spitzenteam von
Lupo-Martini bereits in vollem Gang war.
Das Kassenhäuschen war schon verwaist, als
ich Mitter der ersten Hälfte das Sportgelände betrat und zuerst
den Verpflegungsposten ansteuerte. Der darauffolgende Blick auf
die Anzeigetafel verriet mir, dass ich bereits zwei Treffer
verpasst hatte. In roten Lettern leuchtete ein 1:1 auf und die
ersten Eindrücke vom Geschehen auf dem Rasen zeugten von einer
zumindest augenscheinlich ausgeglichenen Begegnung. Ich
verfolgte die Partie gemütlich an die Bande gelehnt und machte
mich mit meinem Umfeld vertraut. Leicht erhöht thronte hinter
mir der örtliche Fanclub, dessen Altersschnitt meine Generation
gekonnt übersprang, in einem kleinen Unterstand. Die alten
Herren sorgten immerhin mit vereinzelten Schlachtrufen aus dem
Standardrepertoire der Fangesänge für Stimmung, die jedoch nicht
auf die restlichen gut 200 Zuschauer überschwappen wollte. Diese
bevölkerten vorzugsweise die Sitzbänke, die an einem kleinen
Hang die Gerade schmückten. Die Atmosphäre war entsprechend
familiär und dörflich, was zwischenzeitlich durch einen
vorbeifahrenden Traktor nahezu romantisch untermalt wurde.
Weniger gefühlsduselig kam der Auftritt der
favorisierten Gäste im zweiten Durchgang daher. Der
Einwandererklub, der sich in den frühen 60er Jahren vor allem
aus italienischen Gastarbeitern des VW-Werks in Wolfsburg
formierte, drehte nun mächtig auf. Fünf Minuten nach dem
Wiederanpfiff fiel ein Abpraller auf den Elfmeterpunkt und
bescherte Safronow eine freie Schussbahn und den Gästen den lang
ersehnten Führungstreffer. Die Angriffe von Lupo-Martini bekamen
mit zunehmendem Raum nun immer mehr Struktur und so führte ein
schneller und sauber ausgespielter Angriff weitere fünfzehn
Minuten später zum 3:1 aus Sicht der Wolfsburger. Die Heimelf
spielte zwar weiterhin mit, musste sich nun aber auch dem
Spielglück der Gäste geschlagen geben. Auf deren Seite fand
zuerst ein direkter Freistoß von der Seitenlinie (80.) den Weg
ins Tor, ehe ein weiterer Schuss dem Torwart durch die Arme
rutschte und den 1:5-Endstand markierte (87.). Die Die-Hard-Fans
in meinem Rücken sprachen sich indes ab, nach dem Spiel sollte
die Mannschaft zwar einen Applaus bekommen, auf die
obligatorische „Welle“ mit den Jungs wollte man nach dieser
Klatsche gegen den neuen Tabellenführer jedoch verzichten.
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