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Vor jeder Partie zwischen dem S04 und
Bayern München fragt man sich als Schalker zwangsläufig, ob man
sich diese antun möchte. Die Knappen haben seit über 500 Minuten
nicht mehr gegen die Roten getroffen und die letzten
Pflichtspielsiege von Königsblau gegen die Bayern sind mehr als
zehn Jahre her. Eine katastrophale Bilanz, wenn man bedenkt,
dass man regelmäßig nicht weit hinter dem Serienmeister
rangierte. Zwischenzeitlich haben selbst Bochum, Augsburg oder
Mainz die Bayern besiegt und in Mönchengladbach gehören Siege
gegen die Münchner gar schon zum guten Ton. Schalke durchlebt in
diesem Duell wohl ein Dilemma. Man ist schlichtweg seit Jahren
nicht mutig und stark genug, um gegen den FCB etwas zu holen.
Andererseits ist der Verein Schalke 04 selbst als bettelarmer
Aufsteiger und abgeschlagener Tabellenletzter zu groß und zu
laut, um von den Bayern unterschätzt zu werden. Da Andre die
einleitende Fragestellung für sich mit „nein“ beantworte, konnte
ich also Alex mit zur Niederlage mit Ansage in die Arena
ausführen.
Der Tabellenführer kam am Samstagabend zum
Tabellenletzten aufs Berger Feld. Eine komische Definition von
einem „Topspiel“, welches für diesen Slot vorgesehen ist. Aber
ja, mit dem FC Bayern und dem FC Schalke sollten immerhin die
beiden mitgliederstärksten Vereine des Landes um den Sieg
kämpfen. Entsprechend schnell war das Spiel natürlich
ausverkauft und entsprechend groß war auch die Vorfreude aller
Beteiligten. Auch ich konnte mich nicht von diesem Funken
Hoffnung freisprechen, die Bayern im letzten Spiel vor der WM zu
ärgern. Vielleicht konnte man die Partie aggressiv angehen,
sodass die mit Nationalspielern gespickte Bayern-Elf in den
entscheidenden Momenten zurückzieht. So hätte ich mein Team
zumindest eingestellt. Immer auf die Knochen. Hier spielt der
Letzte gegen den Ersten - ein anderes Mittel gibt es nicht. Die
Arena war auf jeden Fall da und nahm die Euphorie aus dem
Mainz-Spiel mit in das letzte Spiel des Jahres. Unter Thomas
Reis hatte sich die Mannschaft in den vergangenen Spielen stark
verbessert gezeigt und konnte den Anhang immer mehr mitnehmen,
sodass jeder gewonnene Zweikampf mit Szenenapplaus honoriert
wurde. Dass das gegen eine Truppe, die jede Saison den Sieg in
der Champions League anstrebt nicht reicht, wurde jedoch recht
schnell klar.
Schalke hatte im Verlauf der Partie ein
paar Möglichkeiten und tauchte ab und zu vorm Tor der Bayern
auf. Wirklich brenzlig wurde es für den amtierenden und
zukünftigen Deutschen Meister jedoch nie. Auch wenn einige
Optimisten um uns herum immer wieder prophezeiten, dass hier
heute etwas ginge, reichten zwei schnelle Kombinationen über
Bayerns Musiala aus, um den Hausherren im Nu den Zahn zu ziehen.
Der Anhang der Münchner war dementsprechend glückselig. Wie auch
immer, der Gästeblock konnte immerhin mit einem durchgängigen
Fahneneinsatz und zwei größeren Pyro-Aktionen überzeugen.
Akustisch kam bei uns jedoch zu keiner Zeit etwas an. Wie geht
es für Schalke nach 9 Punkten aus den ersten 15 Spielen im neuen
Jahr weiter? Die Hoffnung liegt im neuen Trainer und der Zeit,
die er nun hat, ein Spielsystem zu entwickeln. Hierbei muss er
jedoch auf einen extrem langsamen und unkreativen Kader sowie
Spieler zurückgreifen, die bisher nur selten ihre
Bundesligatauglichkeit unter Beweis stellen konnten (Schwolow,
Karaman, Mohr, Brunner usw.). Dieser Abend hat zumindest
gezeigt, dass es nicht an der Unterstützung der Fans scheitern
wird, solange diese weiterhin den Willen erkennen.
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