Vor zwei Wochen zog es mich für drei Spiele
in den Norden der Republik. Nun sollte es in den Südwesten und
somit in eine ganz andere Ecke gehen. Anschließend an eine
Dienstreise nach Frankfurt, legte ich also noch ein paar
Kilometer aufs Tacho und steuerte am Freitagabend meinen ersten
Stopp an. Der Spielplan meinte es gut mit mir und verteilte drei
der mir noch fehlende Grounds der Regionalliga Südwest über das
Wochenende. Den Start machte die südlich von Stuttgart im
Zollernalbkreis gelegene 35.000-Einwohner-Stadt Balingen. Die
Fahrt verlief unspektakulär und wurde nur durch eine kleine
Umkleide-Pause unterbrochen. Die Temperaturanzeige meines Autos
bewegte sich nämlich eindeutig Richtung 0, sodass ein Wechsel
vom Business-Outfit auf den winterlichen Zwiebel-Look angebracht
schien. In Balingen angekommen waren es noch knapp 90 Minuten
bis zum Anpfiff und nur noch fünf Grad über dem Gefrierpunkt.
Als einer der ersten Besucher steuerte ich das Kassenhäuschen
des bereits hell erleuchteten Au-Stadions an und wählte dann den
direkten Weg zum Verpflegungsstand. Anders als im Norden
erwarteten mich hier auserwählte Wurstwaren, die mich schon im
Anflug sabbern ließen. Im Schatten der hübsch mit Holz
verkleideten Haupttribüne erfreute ich mich an der Feuerwurst
und dem regionalen Fassbier.
Die Spielstätte der TSG Balingen ist in
ihrer heutigen Form erst acht Jahre alt. In Folge eines
Hochwassers wurde der Umbau des alten Au-Stadions dringend
notwendig und 2014 fertiggestellt. Auf der hochgebockten
Haupttribüne finden 600 Zuschauer und etliche VIPS überdachte
Plätze. Der Pöbel verteilt sich indes hinter einem Zaun rund um
die Tartanbahn. Seit dem Sommer 2018 kickt die TSG viertklassig
und ist somit der höchstklassige Fußballverein in der Region
Neckar-Alb. Und nicht nur das. Mit zuletzt vier Siegen am Stück
ohne Gegentreffer ist man wohl eines der heißesten Teams des
deutschen Fußballs. Da sollte dem erfolgreichen
Hinrunden-Abschluss gegen den Tabellenletzten Rot-Weiß Koblenz
wenig im Wege stehen. Als einzige Ausrede konnten den Hausherren
ihre schweren Beine dienen. Immerhin spielte man unter der Woche
noch in einer Nachholpartie in Hoffenheim. Die ursprüngliche
Ansetzung fiel vor einigen Wochen dem Nebel im
Dietmar-Hopp-Stadion zum Opfer. Trotzdem firmierte die
anstehende Begegnung natürlich weiterhin als „Spitzenteam gegen
Schlusslicht“.
Zumindest bei den kleinen Spielformen im
Rahmen der Erwärmung ließen die Gäste durchaus Qualität
durchblicken. Da fand selbst unter Druck jeder Ball sein Ziel.
Natürlich sah das wenig später unter Wettkampfbedingungen
bereits anders aus. Einen Klassenunterschied konnte man jedoch
nicht erkennen. Die Gäste spielten gut mit und kamen dem
Balinger Kasten oft so nahe, dass der mitgereiste
Rot-Weiß-Anhänger hier und da einige unterstützende Schlachtrufe
gen Rasen schickte. Höhepunkte der ersten Halbzeit waren die
aufeinanderfolgenden Pfostentreffer rund um Minute 30. Zuerst
hatte Koblenz per Distanzschuss den Außenpfosten getroffen, ehe
im Gegenzug ein abgefälschter Schuss der Gastgeber am Aluminium
landete. Mit dem 0:0 zur Pause durfte wohl lediglich der Gast
zufrieden gewesen sein. Während meines zweiten Aufenthalts am
Wurststand ertönte dann der entscheidende Pfiff des Referees.
Zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff erzielte Balingens Akkaya
das erlösende, entscheidende und einzige Tor des Abends per
Foulelfmeter. So kam TSG-Trainer und Geburtstagskind Braun zu
seinem Geschenk und konnte neben dem Sieg auch auf den dritten
Tabellenplatz anstoßen.
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