Nach dem Auftakt in Balingen am
Samstagabend sollte ich meine Zelte für die kommenden zwei
Nächte in Ulm aufschlagen. Das bedeutete für mich zuerst eine
eineinhalbstündige Fahrt durch die kalte Nacht in Richtung der
Münsterstadt. Dort ließ ich den Samstagmorgen entspannt angehen
und konnte mich vor dem 14-Uhr-Spiel zwischen dem SSV Ulm und
dem SV Steinbach zumindest für einen touristisch aufgepeppten
Weg zum Stadion aufraffen. Selbstverständlich passierte ich
dabei den standesgemäß nahezu komplett eingerüsteten Münster um
den Rest des Weges am Donauufer zu absolvieren. Am Donaustadion
angekommen war ich früh dran und konnte zeitgleich mit dem
Mannschaftsbus der Gäste einen ersten Blick auf die heutige
Spielstätte werfen. Allzu viele noch höherklassig bespielte und
von mir noch nicht gekreuzte Stadien hat die Republik nicht mehr
zu bieten. Somit sollte das fast 100 Jahre alte Stadion
natürlich das Highlight des Südwest-Trips darstellen. Da
vereinzelte Schauer für diesen Nachmittag nicht ausgeschlossen
waren, entschied ich mich ausnahmsweise für die bequemen und
überdachten Plätze auf der modernisierten Gegengerade. Der Blick
ins weite Rund mit Tartanbahn war für mich zugleich eine
Zeitreise zurück in die 90er.
So wie das Donaustadion sahen die meisten
Stadien vor 25 Jahren aus, ehe die alten Schüsseln im Vorfeld
der WM 2006 überall im Lande modernen Arenen weichen mussten.
Zudem fällt die Glanzzeit des Schwimm- und Sportvereins in diese
Zeit. Rund um die Jahrtausendwende gab man unter Ralf Rangnick
ein kurzes Gastspiel im Profifußball, das in der Saison
1999/2000 in einer Spielzeit im Oberhaus gipfelte. Danach ging
es dann stetig bergab. Mittlerweile ist man fester Bestandteil
der Regionalliga Südwest und belegt in der durchaus starken
Staffel durchweg einstellige Tabellenplätze. In den letzten
Jahren zeigte die Tendenz klar nach oben und so grüßen die Ulmer
bereits vor dem Anpfiff der heutigen Partie als sicherer
Hinrunden-Meister vom Platz an der Sonne. Diesen haben nicht nur
meine Freunde von gestern aus Balingen im Blick. Der heutige
Gast aus Haiger ist als Zweitplatzierter erster Verfolger der
Spatzen. Als Freund von Traditionsvereinen wünscht man sich
natürlich eher Ulm als Steinbach auf der Drittliga-Bühne. Die
Zuschauerzahl an diesem sonnigen und kalten Samstag sollte an
der 5.000er-Marke kratzen und zeigen warum. Die Begeisterung war
da.
Apropos Begeisterung. Natürlich konnte mich
wieder für eine schmackhafte Feuerwurst begeistern, ehe ich mir
einen Platz auf der Tribüne suchte. Etwas blauäugig hielt ich
mich nicht an den zugewiesenen Sitzplatz und platzierte mich
nach eigenem Gusto. Als sich die Tribüne fast gänzlich füllte,
konnte ich mit Glück an meinem Platz festhalten. Mein Umfeld war
zudem ungewohnt aktiv und so unterstützte die Gegengerade immer
wieder die Support-Bemühungen des Ulmer „Block D“, in dem die
aktive Szene zu Hause ist. Steinbach brachte keinen
organisierten Anhang mit ins 400 Kilometer entfernte Ulm.
Anfangs hätte man als Gästefan auch wenig Freude gehabt.
Steinbach spielte erschreckend fehlerbehaftet und ohne Konzept.
Für den SSV ernüchternd, konnte man nur einen Schnitzer
verwerten (39.). Die Freude wehrte indes nur wenige Minuten, da
der Gast aus dem Nichts noch vor der Pause ausglich (42.). Im
zweiten Durchgang präsentierte sich der SVS stärker, ging in
Führung und kassierte ebenso nur wenige Minuten später den
Ausgleich (57. und 63.). Am Ende konnten die Ulmer mit dem
2:2-Endstand sogar besser leben, da man die Schlussviertelstunde
nach einer gelb-roten Karte dezimiert angehen musste und den
Fünf-Punkte-Vorsprung verteidigen konnte.
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