Am Sonntagmorgen ging es im Skoda unserer Hostelmutter Aida durch Sarajevo. In einer von uns selbst zusammengestellten Stadtrundfahrt, ging es zum Tunnel Spasa und später zur olympischen Bobbahn. Während der Fahrt und am Tunnel, der im Jugoslawienkrieg eine geheime und die einzige Verbindung zwischen Sarajevo  und dem angrenzenden freien Territoriums war, versorgte uns Aida teils patriotisch, teils nachdenklich mit spannenden Hintergrundinfos, die man so wohl nur von Einheimischen erhält. Auch an der verfallenden Bobbahn und später bei Kaffee und Bier in einem Panoramarestaurant verging die Zeit wie im Flug, ehe das nächste Spiel auf dem Plan stand. Vergleichsweise früh brachen wir dann am Nachmittag zum Stadion Kosevo auf, wo um halb sieben unter Flutlicht das kleine Derby zwischen FK und Olimpic angepfiffen werden sollte. So schlenderten wir noch einige Minuten durch die Wohngebiete am Stadion, um eventuell einen guten Blick aus Hanglage aufs Stadion werfen zu können. Nachdem wir mehrmals überraschend in Sackgassen landeten, stellten wir dieses Unterfangen ein und standen nun zufälligerweise vor dem Zoo Sarajevos. Mit 90 Minuten Zeit bis zum Anpfiff im Rücken und den nötigen 2,50 bosnischen Mark für den Eintritt, fiel die Entscheidung nicht schwer. Leider war dieser eigentlich schön gelegene Zoo eine Katastrophe. Die Gehege waren ausnahmslos zu klein und unvorstellbar lieblos gestaltet. Die Tiere standen im Matsch und wirkten alles andere als glücklich. Somit ging es für uns dann doch recht zügig ins Stadioninnere. Für umgerechnet 4€ sicherten wir unsere Plätze auf der Haupttribüne im weitläufigen Olympiastadion, welches an die alten Schüsseln in Deutschland erinnert und nicht wirklich schön ist. Die Horde Zla stellte an diesem Abend etwas weniger Leute als die Maniacs am Tag zuvor.

Abermals ohne Gegner auf den Rängen, legten die Heim-Fans stark los und rissen des Öfteren das gesamte Stadion mit. Das Geschehen auf dem Patz tat sein übriges zum gutem Support. Die Favoriten von FK spielten Olimpic förmlich an die Wand, sodass nur der Pfosten und unglückliche Abschlüsse verhinderten, dass FK zur Pause schon 5:0 führte. Ein Treffer sprang jedoch bei allen Bemühungen heraus. Einen überlegten Lupfer, der als Flanke diente, verwertete der Angreifer am langen Pfosten zum Führungstreffer. Der Torjubel in der Kurve wurde mit mehreren Bengalen gefeiert, die den Nachthimmel im Tal in rotes Licht hüllten. Bis zur Halbzeit blieb es dabei, gutes Spiel der Heimelf und weitestgehend starker Support im Block der Horde Zla.

Die zweite Halbzeit war dann sowohl spielerisch als auch akustisch fast durchgehend mau. Auf dem Platz wurde Olimpic nun stärker und beschränkte sich nicht mehr nur aufs Kontern wie in Hälfte eins. Durch das unattraktive Gekicke fielen die Augen der Zuschauer zunehmend auf einen Fan aus den Reihen der Kurve, der alleine auf der Treppe mal bekleidet, mal halbnackt, wie von Sinnen tanzte und die Lacher und die damit verbundene Aufmerksamkeit sichtlich genoss. Weniger gefallen fanden die Fans dann den Ausgleich in der 80. Minute. Während ich auf Klo war schlug ein Schuss von der Strafraumkante unhaltbar im FK-Tor ein. Diese Initialzündung machte das Spiel umgehend attraktiver. Trotz einer Großchance, die im Nachthimmel landete, konnte FK den Siegtreffer nicht erzielen. Der potenzielle Torschütze, der den Siegtreffer kläglich liegen ließ, wurde sofort ausgewechselt und vom Publikum ausgepfiffen. Rückendeckung vom Trainer und vom Publikum sieht anders aus. Nachdem Schlusspfiff wurde dann die gesamte Mannschaft ausgepfiffen und man musste zusehen wie der Rivale von Zeljeznicar mittlerweile an der Spitze einsam seine Runde dreht

Fotos Sightseeing