Seit der letzten Regionalligasaison überträgt Sport1 immer wieder viertklassige Spiele live und bietet dem Amateurfußball damit eine ganz gelungene Bühne. Während bisher eher Topspiele aus der Regionalliga West, die ja bekanntlich mit Essen, Aachen, Oberhausen, Wattenscheid etc. genug ehemalige Erst- bzw. Zweitligisten beheimatet, übertragen wurden, zeigte man an diesem Dienstagabend die Partie zwischen Wattenscheid 09 und der Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach live. Man muss schon wirklich hartgesotten sein, wenn man sich gute zwei Stunden vor die Glotze packt, um ein Spiel zu sehen, welches selbst im Stadion nur gut 500 Fans sehen wollten. Unter diesen war an diesem Abend auch ich (und zwei schottische Schlachtenbummler, die sich bereits im Ruhrpott aufhielten). Das Wetter war gut und das altehrwürdige Lohrheidestadion rief, da konnte man seinen freien Dienstagabend schon ganz sinnvoll und ohne großen Aufwand im Stadion um die Ecke verbringen. Das dachten sich wohl auch Schalke-Legende Tomasz Waldoch und Kult-Coach Pele Wollitz. Waldoch als Co-Trainer der Schalker Amateure und Pele als Trainer des Klassenprimus FC Viktoria Köln, nutzten die Gelegenheit die kommenden Gegner (in erster Linie die Hausherren) zu beobachten und Rückschlüsse aus deren Spiel zu ziehen. Ich nutzte zumindest die Gelegenheit mich mit Pele zu knipsen, ein Foto mit Waldoch habe ich bereits in meiner Galerie. Machte einen guten Eindruck der Pele!

Nüchtern betrachtet war das Drumherum an diesem Abend einem TV-Livespiel nicht wirklich würdig. Die Szene WAT nahm den geringen Zuschauerzuspruch mit Humor und hängte am Zaun ein selbstironisches Spruchband auf: „Die anderen 10000 haben Spätschicht!“. Zudem durfte die TV-Kameras, wie sonst nur bei den Montagabendspielen der zweiten Liga, ein „Scheiß Sport1“-Spruchband der Wattenscheider filmen. Gute Aktionen wie ich finden. Des Weiteren nutzten die Wattenscheider Fans die Plattform um so einige Hass-Gesänge gegen den östlichen Nachbarn zu schmettern und ihrem Unmut gegen Vorstand Jacob freien Lauf zu lassen. Alles in allem ein wirklich gelungener und lustiger Auftritt der aktiven SGW09-Fans. Für mein persönliches Highlight sorgte ein einzelner Wattenscheider, der zuerst unbemerkt in den leeren Gästeblock schlich und anschließend probierte die dort hängenden Borussia-Zaunfahnen zu ziehen. Dies gelang ihm jedoch nicht, da die Borussen auf der Haupttribüne den dreisten Dieb früh genug bemerkten und bierbäuchig einen Sprint über die Tartanbahn hinlegten. Ein Bild für Götter! Das Geschehen auf dem Rasen war dann auch wirklich kein richtiger Knaller. Die Fohlen-Reserve ging früh und verdient in Führung und kontrollierte das Spiel gegen schwache Wattenscheider gute 25 Minuten lang. Erst mit dem Kopfballtreffer nach einem Eckball durch Felix Clevers in der 28. Minute kamen die Hausherren besser ins Spiel. Wattenscheid drückte jetzt richtig und machte mit den letzten Minuten der ersten Halbzeit auch den so arg gebeutelten Fans der Schwarz-Weißen Mut. Diese mussten im vorherigen Saisonspiel gegen den Aufsteiger aus Essen-Kray eine bittere Niederlage einstecken (Das gleiche Schicksal sollte nur wenige Tage später auch dem großen FC Rot-Weiss Essen wiederfahren).

Nach der abermals guten musikalischen Unterhaltung des Wattenscheider Stadion-DJs ging es in den zweiten Durchgang. Diesen verfolgte ich ehrlich gesagt nur sehr beiläufig, da ich während der gesamten Halbzeit mit Mariano telefonierte. Das Spiel in Hälfte zwei war nun nicht mehr so streng aufgeteilt wie im ersten Durchgang. Trotzdem erinnerte so einiges an den Spielverlauf der ersten 45 Minuten. Gladbach ging abermals früh in Führung und wieder glichen die 09er aus. Der Jubel der Wattenscheider über das 2:2 war groß und hätte zumindest ergebnistechnisch der Schlusspunkt des Spiels sein müssen. Mit meiner Abreise erzielte Gladbach jedoch das 2:3 (90.) und sorgte damit für Empörung und Wut auf den Rängen des Lohrheidestadions. Es ist schon traurig mit anzusehen, was da in den letzten Monaten seit dem Aufstieg 2013 bei den Wattenscheidern abläuft. Der Traum von der baldigen Rückkehr in den bezahlten Fußball ist nach diesem Saisonstart (2 Punkte aus 5 Spielen) schon wieder meilenweit entfernt.