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SPIEL #472

Hertha Zehlendorf vs.
SV Altlüdersdorf
2:1 (1:1)
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02.11.2014 - Ernst-Reuter-Sportfeld, Berlin
  156 Zuschauer  
  Oberliga NOFV-Nord - 11. Spieltag 2014/2015  
     
  Tore:
1 : 0 Darius Niroumand (9.)
1 : 1 Christoph Stoeter (35.)
2 : 1 Rene Robben (70.)
 
     
     
 
 
 
 
 
 

Was für ein Wetterchen. Mein kurzer Wochenendaufenthalt in der Heimat bescherte mir Anfang November die wohl letzten ernstzunehmenden Sonnenstunden des Jahres. Schon am Samstag, als ich meine Jungs vom SV Rüdnitz/Lobetal nach Lichterfelde begleitete, konnte ich die 90 Minuten genüsslich im T-Shirt verbringen. So macht Fußball doch am meisten Spaß. Am folgenden Sonntagmittag führte mich der Spielplan des NOFV nach Berlin-Zehlendorf. Eine Ecke im Südwesten Berlins, die ich, da es nun mal der Südwesten Berlins ist, noch nie bewusst besucht habe. Also wurde es Zeit Berlin einmal komplett mit der Bahn zu durchqueren, um dem Ernst-Reuter-Sportfeld einen Besuch abzustatten. Das kleine 4500-Zuschauer-Stadion und die zahlreichen Plätze im Umfeld des Hauptfeldes, sind die Heimat des FC Hertha 03 Zehlendorf. Die Zehlendorfer stiegen im Sommer als Berlin-Meister in die fünfte Liga auf. Allerdings legen die Blau-Weißen ihren Fokus seit jeher nicht unbedingt auf ihr Seniorenteam. Der Leitspruch „Die Jugend ist unsere Zukunft“ ist hier nicht nur ein Spruch. Mehrere Berliner Meisterschaften und Pokalsiege im Jugendbereich zeugen von der zukunftsorientierten Ausrichtung in Zehlendorf. Die Liste der Ex-Herthaner, die den Sprung schafften ist lang: Chahed, Fathi, Ziege, Ramelow, Littbarski, die Kovac-Brüder… Als Aufsteiger präsentierten sich die Berliner bisher recht vernünftig. In der unteren Tabellenhälfte konnte man sich bereits ein kleines Polster im Kampf um den Klassenerhalt aufbauen. Gegen die finanzstarken Gäste aus dem kleinen brandenburgischen Dorf Altlüdersdorf, die derzeit Platz vier der Oberliga belegen, war man jedoch trotz Heimvorteil Außenseiter.

Bei strahlendem Sonnenschein entwickelte sich vor gut 150 zahlenden Zuschauern ein richtig guter Kick. Es dauerte keine zehn Minuten, da rappelte es das erste Mal im Kasten. Nach einem guten Start kassierten die Gäste nach einem Eckball das 1:0. Die Hertha-Fans oder besser gesagt die freudig erregten Rentner ließen ihrer Jubel nun freien Lauf. Einer von ihnen konnte sich vor lauter „Hammer, Hammer, Hammer!“ oder „Ihr spielt super Jungs!“ kaum halten. Ich bereitete mich insgeheim darauf vor, Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten, sollte er sich zu Tode jubeln. Glücklicherweise hatte der alte Mann aber Recht. Beide Mannschaften spielten mit offenem Visier und hatten unzählige Chancen. Während die Gäste eher aus dem Spiel heraus ihr Glück suchten, wussten die Hausherren vor allem bei Standards für Gefahr zu sorgen. Alle Hertha-Eckbälle der ersten Halbzeit waren brandgefährlich und ließen den SVA-Torwart an der Qualität seiner Abwehr zweifeln. Blöderweise verpassten es die überlegenen Zehlendorfer vor der Halbzeit ihre völlig verdiente Führung auszubauen. Dafür riss man hinten das ab, was man vorne im Begriff war aufzubauen. Ein dummes Foul im Strafraum, das eher ungeschickt als ungestüm war, ermöglichte Altlüdersdorf das 1:1, welches zugleich der Halbzeitstand war.

Im durchaus zufriedenen Publikum befand sich eine echte brandenburgische Fußballlegende. Ingo Kahlisch, Trainer des Ligakonkurrenten Optik Rathenow, nutzte den Sonntag, um den kommenden Gegner aus Altlüdersdorf zu beobachten. Kahlisch ist in Rathenow eine feste Instanz und arbeitet dort seit nunmehr 25 Jahren durchaus erfolgreich. In seine Amtszeit fallen zwei DFB-Pokalteilnahmen und einige Spielzeiten in der Regionalliga. Zumindest im semiprofessionellen Fußball gibt es also noch Vereinstreue und Beständigkeit. Keineswegs beständig war hingegen das Geschehen auf dem Rasen. Es ging hin und her und mit einem Weizen genoss ich diese überraschend aufregende Partie. Die Spielzüge brachten meinen Rentnerkumpel immer wieder (zu Recht) in Verzückung und mit der Zeit nervte der Gute mich kaum noch. Er lebt den Verein nun mal und ist voll dabei.  Es war ihm und den so stark aufspielenden 03ern zu gönnen, dass sie zwanzig Minuten vor Schluss völlig verdient in Führung gingen. Robben (nicht der Holländer) vollendete eine schöne Hereingabe von der Torauslinie, die auf einen Sahnepass in den Raum folgte. Das Tor war klasse herausgespielt und vor allem für Robben sicherlich eine Erlösung, nachdem er zuvor einige Chancen liegen ließ. Nach der 2:1-Führung schaltete keine der beiden Mannschaften einen Gang herunter und es blieb bis zur letzten Sekunde wirklich spannend. Obwohl ich als neutraler Zuschauer nach Südwest-Berlin kam, fieberte ich nun mit Zehlendorf mit und freute mich über den verdienten Sieg. Ich will nicht weiter übermäßig schwärmen, aber es war ein wirklicher Fußball-Sahnetag, an dem so ziemlich alles passte. Selbst, dass das ganze auch 5:4 ausgehen hätte können, störte mich am Ende wenig.

 
     
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