SPIEL #508
Houston Dynamo vs. Montreal Impact 3:0 (1:0) |
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12.04.2015 - BBVA Compass Stadium, Houston | ||
18.924 Zuschauer | ||
Major League Soccer - 6. Spieltag 2014/2015 | ||
Tore: 1 : 0 Giles Barnes (15.) 2 : 0 Ricardo Clark (72.) 3 : 0 Robbie Lovejoy (80.) |
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Knapp drei Wochen kehrte ich der Heimat den Rücken
und machte mich auf den Weg über den Großen Teich. So konnte ich nach
gut drei Jahren wieder den Teil meiner Familie besuchen, der in
Massachusetts lebt. Eine Reise in die Staaten ist ja sowieso immer ein
Erlebnis. Ich genoss die erste halbe Woche bei Eric in Walpole und
machte mich am Wochenende auf den Weg zu einem kleinen Abstecher, der
natürlich unter anderem dem Fußball zuzuschreiben ist. Mein eigentlicher
Plan für das Wochenende war ein Trip nach Kanada, wo mit den Teams aus
Montreal, Toronto und Ottawa gleich drei Teams in relativer
Schlagdistanz ihre Erst- bzw. Zweitligapartien austragen. Wie das Leben
so spielt, hatten die drei Teams am besagten Wochenende jedoch allesamt
Auswärtsspiele. Somit musste ich umplanen und entschied mich für Texas.
Genauer gesagt brachte mich eine Jetblue-Maschine am Donnerstag in vier
Stunden von Boston nach Houston. Ich hatte vor meiner Reise eher
Negatives als Positives von der viertgrößten Stadt der USA gehört. Okay,
eine Touristenstadt ist Houston wirklich nicht und trotzdem genoss ich
die Tage bis zum Fußballspiel am Sonntagabend sehr. Ich besuchte den
wunderschönen Zoo, machte eine VIP-Führung im Space Center und
verbrachte einen Tag in der beeindruckenden Downtown. Der US-Sport kam
natürlich auch nicht zu kurz. Mein Plan beinhaltete den Besuch eines
Spiels der Korbjäger der Houston Rockets und am Sonntagvormittag eine
spontane Führung im Ballpark der Houston Astros. Die doch recht
ausgelasteten Tage in Kombination mit den angenehm warmen Temperaturen
in Texas, machten den Ausflug zu einem wirklich schönen. Ein Fußballspiel als Highlight einer USA-Reise
einzuordnen wäre sicher vermessen. Die Major League Soccer-Partie
zwischen den Houston Dynamo und Montreal Impact war somit eine von
vielen sportlichen Höhepunkten meiner Reise, aber sicher nicht Das
Top-Ereignis. Ich freute mich natürlich trotzdem auf die Partie in einem
schönen Stadion, das sich die direkte Nachbarschaft mit dem Minute Maid
Park (Astros) und dem Toyota Center (Rockets) am Rande der Innenstadt
teilt. Nachdem ich am Morgen bereits einige Fotos der Außenansicht des
Stadions schoss, kehrte ich nach etwas Sightseeing zum abendlichen Spiel
zum Stadion zurück. Hier herrschte schon reges Treiben, obwohl es immer
wieder regnete. Bei 25 Grad lässt sich das gar nicht so kühle Nass
jedoch ganz gut aushalten und mein späterer Platz auf der Gerade war
glücklicherweise überdacht. Ich hatte eine tolle Aussicht auf die
Wolkenkratzer und eine ebenso gute Sicht auf das Spielfeld. Links von
mir probierte sich die Texan Army an etwas Stimmung, während das typisch
amerikanische Entertainmentprogramm auf der Videoleinwand zu meiner
rechten übertragen wurde. Nachdem ein Kinderchor die Hymnen Kanadas und
der USA vorgetragen hatte und man etwas Feuerwerk in den Himmel schoss,
konnte die Partie des sechsten Spieltags beginnen. In den bisherigen
fünf Dynamo-Partien fielen ganze fünf Tore und die Texaner haben ebenso
lediglich fünf Punkte auf dem Konto. So erwartete ich zumindest kein
Torfeuerwerk. Die Stimmung während des Spiels erinnerte mich dann leider
an die, während des Basketballspiels am Freitagabend. Neben etwas
Getrommel und Singsang ging nicht wirklich was. Für anfängliche
Jubelstürme sorgte lediglich die Ehrung eines Army-Sergeants vor der
Partie. Schade, da ich mir doch etwas mehr von der orangenen
Anhängerschaft erwartet hatte. Ebenso befremdlich wie die Atmosphäre war
dann auch das Gekicke auf dem Rasen. Kaum zu glauben, dass in dieser
Liga auch Ballkünstler wie Kaka und Raul mitmischen. Das Niveau in dem
von mir besuchten Spiel war alles andere als brillant. So war ich auch
etwas verwundert, als früh ein Tor fiel. Nach einer Viertelstunde netzte
Barnes nach einem Freistoß per Kopf ein. Bitter für die Gäste, die
bisher eindeutig mehr vom Spiel hatten. Mit einer unverdienten
1:0-Führung ging es somit in die Halbzeit. Ich schloss mich nicht dem allumfassenden Fress-
und Saufwahn der Pause an und begutachtete lieber die Darbietung der
Cheerleader. Eine BVB-Zecke, die doch ernsthaft zwei Reihen vor mir saß,
gönnte sich hingegen das zweite Bud light für nen Zehner. Muss jeder
selbst wissen. Ebenso fragwürdig ist es dann auch ob man ernsthaft nach
60 Minuten bei einer 1:0-Führung eine Laola durchs Stadion schicken muss
(mein Freund in gelb-schwach machte bei der Welle natürlich kräftig mit,
ob er dabei YNWA sang konnte ich leider nicht erkennen). Die
Fußballauffassung in den USA ist dann doch wirklich eine andere und auch
die Spielweise verwunderte mich immer wieder. Da noch zwei weitere Tore
für Houston, samt ehrlich gesagt ganz gutem und ausgelassenem Jubel
folgten, war das Gesamterlebnis dann doch versöhnlich. Für Montreal war
das Ganze eher enttäuschend, da man über neunzig Minuten eindeutig das
Heft in der Hand hatte und doch klar unterlegen war. Mir sollte es
egal sein, ich sah ein Spiel mit drei sehenswerten Treffern und konnte
mir nach dreieinhalb Jahren mal wieder ein Bild vom US-Fußball machen.
Fazit Fankultur: Die hier und da in der Literatur beschriebene positive
Entwicklung in Richtung europäischem Support konnte ich nicht erkennen.
Es ging weiterhin eher um die Show und den Eventcharakter, als um das
Spiel. In einer echten Abgrenzung zu den US-Sportarten versuchte man
sich auch nicht und blendete unter anderem bei Eckbällen und Freistößen
„Let’s get loud“-Schriftzüge auf der Videowand ein. Fazit Sport: Wie
schon beschrieben, wirkte das Geschehen auf dem Rasen befremdlich. Der
Ball wurde eher selten abgespielt und das Glück eher in Einzelaktionen
gesucht. Das sorgte zwar für die wirklich schönen Tore zum 2:0 und 3:0,
hatte aber auch zur Folge, dass im Mittelfeld kaum ein Pass gespielt
wurde, geschweige denn beim
Mitspieler ankam. Vor dem Spiel unterstütze ich durchaus die These, dass
die US-Liga in ein paar Jahren, mit dem vorhandenen Kapital, eine
alternative zum europäischen „Markt“ bieten kann. Mittlerweile
überwiegen jedoch meine Zweifel. Was bleibt, war eine schöne Zeit in
Houston, die am Abend nach dem Spiel endete. Auf die vier Nächte in
Texas folgten noch einige wundervolle und fußballfreie Tage in Boston
und später im sonnigen Florida. |
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