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FUSSBALLERISCHES BRACHLAND

In Deutschland gibt es nach offiziellen Zählungen 79 Großstädte. 79 Städte mit über 100.000 Einwohnern von Aachen bis Dresden und von Kiel bis Freiburg. In je einer ersten, zweiten und dritten Liga, fünf Regionalligen sowie zahlreichen Oberligen sollte im (semi-)professionellen Fußball genug Platz für Clubs aus diesen Städten sein. Trotzdem schaffen es die Vereine aus einigen Großstädten nicht, einen Oberligisten oder besser zu stellen. In einer kleinen, hoffentlich regelmäßig erscheinenden Serie, werde ich probieren diese Städte fußballerisch und auch neben dem Platz zu potraitieren. Städte die oftmals größer sind als Sinsheim, Wolfsburg oder Ingolstadt.

Kapitel 1 SZ - Kapitel 2 MO - Kapitel 3 RS - Kapitel 4 RE - Kapitel 5 BOT - Kapitel 6 HN (bis HN Stand '17)
Kapitel 7 NE - Kapitel 8 HD (beide Stand '18) - Kapitel 9 SG - Kapitel 10 MH - Kapitel 11 (ab SG Stand '20)

Heilbronn

Einwohner
122.567
Bundesland
Baden-Württembrg
Nächster Proficlub
TSG 1899 Hoffenheim (28 km)
1. Bundesliga
Bester Verein
Aramäer Heilbronn
Landesliga Gruppe 1 (7. Liga)
Größtes Stadion
Frankenstadion
17.284 Plätze
Sohn der Stadt
Tomislav Maric *1973
(VfL Wolfsburg)

Mein kleiner Text zur baden-württembergischen Großstadt Heilbronn soll mit Dieter Schwarz beginnen. Schwarz wurde 1939 in Heilbronn geboren und stieg aus dem Südwesten Deutschlands zur reichsten Person der Bundesrepublik auf. Mit einem geschätzten Vermögen von 15 Mrd. Euro muss sich der gelernte Kaufmann auch im internationalen Vergleich nicht verstecken. Schwarz steht hinter dem Discount-Riesen Lidl, der in Deutschland und Europa in etlichen Filialen massig Geld scheffelt. Statistisch betrachtet sorgt er dafür, dass seine Heimatstadt im Pro-Kopf-Vergleich die reichste Stadt Deutschlands ist. Da dieser hohe Mittelwert jedoch fast nur durch Schwarz getragen wird, hat die Statistik wenig Aussagekraft. Sichtbarer ist das Engagement des Mäzens wenn es um Kindergärten, Kirchen oder Hochschulen der Stadt geht, die oft an Schwarz‘ Geldern hängen. Laut einem Artikel des Portals news.de sieht der scheue Milliardär am liebsten dem Fußballverein seiner Heimatstadt beim Kicken zu. Welcher Heilbronner Verein das sein soll, bleibt jedoch offen.

Würde ich es mit den Stadtgrenzen in dieser Serie nicht so genau nehmen, wäre die Betrachtung Heilbronns obsolet. Im direkt angrenzenden Neckarsulm spielt die Sport-Union recht erfolgreichen Oberliga-Fußball. Die Kicker der NSU (grandiose und offizielle Abkürzung) werden zum Ende der Spielzeit 2016/17 hinter der U23 vom SC Freiburg und dem FSV 08 Bissingen den dritten Platz belegen und klopfen zumindest an die Tür der Regionalliga. Überregionale Bekanntheit erlangte der Verein 2013, als er als unterlegener Landespokal-Finalist vom DFB-Pokal-Ausschluss Dresdens profitierte und in der ersten Pokalrunde den 1. FC Kaiserslautern empfing. Zum Höhepunkt der Berichterstattung über den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (ebenfalls NSU) gab es zudem einige irritierte Blicke auf den bereits 2009 gegründeten Verein. Das größte Spiel der Vereinsgeschichte verloren die Neckarsulmer im Heilbronner Frankenstadion mit 0:7 und schieden sang- und klanglos aus.

Das größte Stadion der Stadt fasst bei Fußballspielen 17.000 Zuschauer und liegt in Nachbarschaft zum Wertwiesenpark am Neckar. Stolz schreibt die Stadt von bis zu 25.000 Zuschauern, wenn Stars wie Pink oder die unglaublichen Punks der „Toten Hosen“ in Heilbronn abrocken. Der Alltag der recht schmucken Spielstätte sieht jedoch anders aus. Als Nutzer werden mit Aramäer Heilbronn (Landesliga) und dem FC Union (Bezirksliga) zwei Vereine angegeben, die wohl eher selten für drei- oder gar vierstellige Besucherzahlen sorgen – falls sie das große Stadion überhaupt nutzen. Vor einigen Jahren nutzte der jetzige Drittligist aus Großaspach das Stadion als Heimspielstätte, unter anderem im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart. Nüchtern betrachtet wirken sich die Bundesligisten aus Hoffenheim und Stuttgart wohl negativ auf die Etablierung professioneller Fußballclubs in Heilbronn aus.

Nicht ganz so wohlhabend wie Schwarz, aber sicherlich mit größerem fußballerischem Talent ausgestattet ist Tomislav Maric. Der Kroate schaffte es Mitte der Neunziger aus Heilbronn über Ludwigsburg in den Profifußball zum KSC und zur SG Wattenscheid 09. Der Durchbruch gelang dem Stürmer jedoch bei den Stuttgarter Kickers. Als Zweitliga-Torschützenkönig wechselte Maric nach der Jahrtausendwende zum Bundesligisten VfL Wolfsburg und erzielte für die Wölfe immerhin 31 Bundesligatore. Bis zu seinem Karriereende 2008 war Maric maßgeblich am Erfolg der Hoffenheimer Dorftruppe beteiligt, die damals die zweite Bundesliga enterte. Hier begann er auch seine Trainerlaufbahn, die bis heute keine nennenswerten Erfolge aufzuweisen hat. Beim schreiben dieser Zeilen merke ich, dass ich dann wohl doch lieber mehr über „Richie Rich“ Dieter Schwarz erfahren würde.

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