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| In den ersten Jahren meiner Reisen durch die Stadien konnte ich mich überraschend lebhaft an so gut wie jede Partie und ihre Umstände erinnern. Heimelf, Gästemannschaft, Ergebnis und manchmal auch Begleiterschenungen wie das Wetter oder die Anreise waren entsprechend flott aus dem Gedächtnis gekramt. Mittlerweile sieht das anders aus. Es gibt jedoch einige Spiele und deren Drumherum, an die man sich noch nach Jahren erinnert. Da sind die noch immer Gänsehaut verursachenden ganz großen Siege und Triumphe sowie die bitteren Niederlagen. Da sind aber auch die absurden und kuriosen Momente, denen ich diese für Neuzugänge immer offene Kategorie widme. Von Pffefferspraysalven in der Kurve über unglaubliche Eigentore bis zur Pacman-Frau auf den Rängen finden diese erinnerungswürdigen Szenen hier ihren Platz. | ||
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FC Erzgebirge Aue vs. FSV Frankfurt 0:2 08.02.2013 - Erzgebirgsstadion (x), Aue |
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SCHNEE-LOTTO IM ERZGEBIRGE Winterpause, Rasenheizung und natürlich auch die Erderwärmung. Der moderne Profifußball wird nur noch selten von Schneefällen und damit verbundenen unbespielbaren Plätzen heim-gesucht. Flächendeckende Spielausfälle wirken wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten und man wundert sich, wer den Sportartikelherstellern die Winter-Bälle in leuchtenden Signalfarben abnimmt. Im Februar 2013 plante ich während einer Tour mit Mariano die mir noch fehlenden Erst- und Zweitligagrounds in Aue, München und Ingolstadt an einem Wochenende abzuha-ken. Dieses Vorhaben schien bereits am Freitagabend in Aue zu scheitern. Es schneite heftig im Erzgebirge. Trotz allem hoch motiviert, parkten wir nahe dem Stadion und kehrten in der einzigen offenen Wirtschaft der sächsischen Kleinstadt ein. Wirklich sicher war sich hier nie-mand, ob die Partie gegen den FSV Frankfurt um 18:30 Uhr angepfiffen werden würde. Im Erzgebirgsstadion hatte sich eine dicke weiße Schneedecke über den Rasen gelegt. Dank vieler freiwilliger Helfer und ebenso vielen Schneeschaufeln sowie eines pinken Spielgeräts, konnte die Partie tatsächlich stattfinden. Mindestens genauso wichtig: Mein Vorhaben der Li-genkomplettierung trotzte Schnee und Eis! |
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FC Schalke 04 vs. PAOK Thessaloniki 1:1 21.08.2013 - Veltins-Arena, Gelsenkirchen |
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POLIZEIEINSATZ IN DER NORDKURVE Ich bin nicht der Meinung, dass alle Polizisten Bastarde sind. Ich bin auch nicht der Meinung, dass die Fankurven per se rechtsfreie Räume sind. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Polizei als Exekutivorgan des Staates sorgsam, verantwortungs- und respektvoll mit ihrem Gewaltmonopol umgehen muss. Das ist nicht der Fall, wenn hunderte Ordnungshüter eine Fankurve aufgrund einer mazedonischen Flagge stürmen, völlig wahllos Pfefferspray in die Menge schießen und anschließend die ärztliche Versorgung der Betroffenen bewusst behindern. Auch ich bekam beim Champions League-Quali-Spiel gegen PAOK einige Schwaden des Reizstoffes ab und beobachtete die Szenerie mit meinem Schal vor dem Mund glücklicherweise aus einigen Metern Entfernung. Für diesen Einsatz gab es keinen legitimen Grund. Von der Nordkurve ging zu keiner Zeit eine Gefahr aus. Wie muss man als Mensch, als Beamte oder als Beamter ticken, um wehrlosen Menschen aus erhöhter Position und aus kürzester Distanz Pfefferspray ins Gesicht zu schießen? An diesem Abend habe ich viel Vertrauen in die Staatsmacht verloren. |
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FC Basel vs. FC Schalke 04 0:1 01.10.2013 - St. Jakob-Park, Basel |
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FOUL AN DER ARKTIS Ich habe bereits einige Protestaktionen im Stadion erlebt. So wehren sich die Kurven regelmäßig gegen fanunfreundliche und/oder kommerzielle Auswüchse aus den diesbezüglichen äußerst kreativen Köpfen der Verbandsobersten. Mal wird minutenlang geschwiegen, mal fliegen hunderte Tennisbälle aufs Spielfeld. Bei meinem ersten Europapokal-Ausflug mit dem S04 kam der Protest jedoch von außerhalb. Oder etwas genauer, von oben. Dank meines Premiumplatzes auf der Tribüne, erblickte ich bereits vor dem Spiel einige Gestalten auf dem Dach. Dabei dachte ich mir wenig. Vielleicht musste kurzfristig etwas repariert oder gerichtet werden. Wenige Augenblicke nach dem Anpfiff seilten sich dann jedoch mehrere Greenpeace-Aktivisten mit einem riesigen gelben Plakat vom Dach. "Don't Foul the Arctic" stand auf dem Lappen, der sich an Champions League- und Schalke-Sponsor Gazprom richtete. Natürlich wurde das Spiel unterbrochen, bis die Klima-Kämpfer nach einigen Minuten in Sicherheit gebracht werden konnten. |
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FC Schalke 04 vs. Hamburger SV 1:3 23.07.2021 - Veltins-Arena, Gelsenkirchen |
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RÜCKKEHR IN DIE ARENA In den Jahren 2020, 2021 und 2022 hatte die Corona-Pandemie Deutschland und die Welt fest im Griff. Für den Fußball und vor allem dessen aktiven Fans, bedeutete diese Zeit einen kalten Entzug vom Stadionbesuch. So spielte der FC Schalke die Abstiegssaison 2020/21 - mit der kleinen Ausnahme Leipzig (8.500 Fans am 3. Spieltag im Zentralstadion) - vor leeren Rängen. Ich hatte mich mittlerweile - sicherlich auch aufgrund der sportlichen (Nicht-)Leistungen der Knappen - mit dem Leben fast ohne Live-Fußball arrangiert. Aufgrund der gesunkenen CO-VID-19-Inzidenzen und der voranschreitenden Impfkampagne im Sommer 2021, sollten zur anstehenden Zweitliga-Saison wieder Zuschauer zugelassen werden. So startete Königsblau am 23. Juli 2021 vor 19.770 Zuschauern gegen den HSV in die Spielzeit. Obwohl die Arena nur zu einem Drittel ausgelastet werden konnte, war die Partie gegen die Rothosen maximal emotional. Endlich wieder Donnerhalle, endlich wieder Stadionerlebnis, endlich wieder Auf-bruchsstimmung in blau und weiß. Schalkes Niederlage trotz couragierter Leistung war da fast nebensächlich. Im weiteren Verlauf sollte es noch acht Monate dauern, bis die Zuschauer endgültig und vollzählig in die Stadien zurückkehren durften. |
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Benfica Lissabon vs. Rio Ave FC 4:2 08.10.2022 - Estadio da Luz, Lissabon |
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DEN BALL SOUVERÄN INS EIGENE TOR GELEGT Fährst du als Aufsteiger in Portugals erster Liga zum Auswärtsspiel zu Benfica Lissabon, weißt du, es gibt wenig zu holen. Gehst du dann jedoch entsprechend unerwartet früh in Führung, gilt es diese möglichst lange zu halten, um so den Willen des scheinbar übermächtigen Gegners zu brechen. Rio Aves frühe Führung (6.) hielt jedoch keine zehn Minuten. Nach dem Ausgleich des Rekordmeisters war die Richtung klar. Auf welche Art das Pendel dann jedoch in Richtung Benfica ausschlug, war mindestens erwähnenswert. So brachte ein kapitaler Aussetzer von Keeper Jhonatan die Hausherren in Front. Kurz und knapp, der Schnapper verschätzte sich komplett und legte sich den Ball ohne Not und mit einer bewussten Bewegung in den eigenen Kasten. So ein irres Eigentor hatte ich noch nicht gesehen. Gut ein Jahr später legte Hamburgs Torwart Heuer Fernandes mit seinem Bock sogar noch eine Schippe drauf - doch da war ich nicht dabei. |
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Servette Genf vs. FC Lugano 2:2 29.10.2022 - Stade de Geneve, Lancy |
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KATZ UND MAUS MIT APPLAUS Denkt man an spektakuläre Unterhaltung durch die Zuschauer, kommen mir zuerst Bilder von lauten, hüpfenden und rauchenden Kurven in den Sinn. Bei der Partie zwischen Genf und Lugano sorgte indes eine plötzlich, auf der eigentlich menschenleeren Hintertortribüne, auftauchende Zuschauerin für eine grandiose Show-Einlage. Die noch verfügbaren Quellen sind sich uneinig, ob die Dame im Gästeblock über die Absperrung sprang oder ohne Ticket im Stadion war. Sicher ist, dort gehörte sie nicht hin und so lieferte sie sich ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel mit den anwesenden Ordnern. Bis zu drei Sicherheitskräfte jagten die wenig gefährlich und ebenso wenig sportlich wirkende Frau durch die Reihen. Unter dem Gejohle und Applaus des Publikums entwischte diese in bester Pac-Man-Manier teils spektakulär. Höhepunkt war ihre schauspielerische Glanzleistung als sich sich scheinbar erschöpft ergab, um wenig später wieder Reißaus zu nehmen und entgültig in einem der Mundlöcher zu verschwinden. |
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FC Luzern vs. BSC Young Boys 1:1 13.08.2023, swissporarena, Luzern |
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VIER JAHRESZEITEN AN EINEM TAG "Es ist nicht alles vorherzusehen" heißt es in Cluesos Lied "Vier Jahreszeiten an einem Tag". Dast stimmt und so oder so musste ich während meines Aufenthalts im wunderschönen Luzern irgendwie an diesen Titel denken. Zur Mittagszeit präsentierte sich die Sonne über dem Vierwaldstättersee als unerbittliche Hitzequelle. Bei meiner Tour durch die Stadt schwitzte ich mich fast kaputt und freute mich entsprechend auf meinen schattigen Sitzplatz im Stadion. Die Partie zwischen Luzern und Bern war dann mehr oder weniger hitzig. Die Abkühlung ab der 80. Minute fiel somit ein wenig zu heftig aus. Zuerst fegte wirbelnder Wind durchs Rund und ließ allerhand Unrat über den Platz wehen. Das erinnerte schon stark an Herbst und wurde wenig später durch einen aggressiven Hagelschauer getoppt. Der Schiri unterbrach das Spiel und begab sich mit den Spielern in die Katakomben. Die Akteure schützten ihr Haupt notdürftig mit ihren Händen vor den murmelgroßen Hagelkörner. Es folgte ein massiver Regenschauer, der sich vom Dach unter anderem auf den Capo der Hausherren ergoß. Der nahm die Einladung zur "Harte-Männer-Show" dankend an und genoß die Aufmerksamkeit. In der unendlich langen Nachspielzeit nach dem erneuten Wiederanpfiff gelang den Gästen der Ausgleich. |
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